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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 298
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Fabrikarbeiters, die seinen Alltag bestimmt: die Lohnsklaverei, die durch
die Maschine bedingte Leibeigenschaft, die politische Unfreiheit." (343 f.)

Mit seiner Würdigung hat der sozialistische Gesellschaftswissenschaftler,
dessen Bibliographie übrigens annähernd 3000 Veröffentlichungen aufweist
, darunter „etwa 100 Bücher oder stärkere Broschüren", Franz Joseph
Büß ein beachtliches Denkmal gesetzt.

Friedrich Engels war zur Zeit der ,,Fabrikrede" 16 Jahre

Beiläufig sei aber zu dem „Gedankenexperiment" noch vermerkt, daß Büß
seine Rede nur deshalb schon 9 Jahre vor dem Erscheinen der Publikation
von Friedrich Engels halten konnte, weil dieser zu jenem Zeitpunkt erst
16 Jahre alt und noch Schüler des Elberfelder Gymnasiums war. Und was
gar die Benennung von Straßen oder Plätzen nach Engels oder auch Marx
anbelangt, so würde in der Bundesrepublik das Ergebnis einer Aufzählung
wohl sehr mager ausfallen.

Auch Karl Marx hatte übrigens erst im September 1835 das Abitur in Trier
bestanden, wo er 1818 geboren wurde, während Büß bereits im September
1820 die Erlaubnis zum Studium in Freiburg erhalten hatte. Da dieser auf
Grund seiner ausgezeichneten Sprachkenntnisse - er hatte schon als Abiturient
in Latein mit „vorzüglich gut" und in Griechisch und Französisch mit
„sehr gut" abgeschnitten — die Verhältnisse in Frankreich und England
kannte, wußte er selbst wohl am besten, daß es in England bereits 1802 ein
erstes Arbeiterschutzgesetz gab, 1819 ein Gesetz über die Kinderarbeit in
den Baumwollspinnereien folgte, 1815 die erste parlamentarische Untersuchung
über die Lage der Arbeiter stattfand und 1832—33 die Berichte der
parlamentarischen Kommissionen über die Lage der Fabrikarbeiter und die
Kinderarbeit vorgelegt wurden.

Büß hat sich nicht als erster mit den Problemen der Fabrikarbeit befaßt

Die Bedeutung des parlamentarischen Vorstoßes wird selbstverständlich
keinesfalls dadurch beeinträchtigt, daß Büß nicht der erste Autor war, „der
sich mit den Problemen der Fabrikarbeit und der Industrialisierung" befaßte
. Franz von Baader, der als Bergbau-Ingenieur mit den harten Tatsachen
wohlvertraut war, schrieb schon zwei Jahre zuvor (1835) , ,über das dermalige
Mißverhältniß der Vermögenslosen oder Proletaires zu den Vermögen
besitzenden Klassen in Betreff ihres Auskommens, sowohl in materieller als
in intellektueller Hinsicht". Gleichzeitig erschien aus der Feder des liberalen
Staatsrechtslehrers Robert von Mohl eine Abhandlung , ,über die Nachteile
des fabrikmäßigen Betriebes der Industrie". Beiden Werken, vor allem

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