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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 308
(PDF, 137 MB)
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Und doch hatte nach dem 2. Weltkrieg der damalige stv. Ministerpräsident
Heinrich Köhler auf der Eröffnungssitzung der Vorläufigen Volksregierung
für Baden-Württemberg am 16. Januar 1946 in Stuttgart ganz offiziell die
Erinnerung an Büß wachgerufen, als er von der großen Zeit der badischen
Landstände im 19. Jahrhundert sprach, ,,wo die badischen Abgeordneten —
ein Rotteck, ein Liebenstein oder ein Ritter von Büß — alle Fragen der Freiheit
und Sicherheit mit Sachkunde und Gründlichkeit erörtert und die wichtigsten
Bürgerrechte dem widerstrebenden Absolutismus abgerungen haben."15

In seinem 1948 erschienenen Buch „Soziale und Politische Geschichte der
Revolution von 1848" geht dann Rudolf Stadelmann auf die führende Rolle
von Büß zur Formierung des politischen Katholizismus ein:

„Büß, der selbst aus dem Volk stammte und mit seinen Schwarzwaldbauern zu reden verstand
, hat schon vor 1848 auf Grund seiner badischen Erfahrungen einen bis ins einzelne
gehenden Plan aufgestellt, wie man durch Gründung von kleinen Lokalblättern und Ortsvereinen
, durch Dachorganisation und zentrale Presselenkung, durch zugkräftige Volksredner
und politisch-religiöse Aufklärungsarbeit einen Propagandafeldzug aufziehen müsse, um
sich eine Millionenanhängerschaft zu erziehen." Den Weg freigekämpft haben allerdings die
revolutionären Kräfte, die sich an der Pariser Februarrevolution entzündeten: „Aber erst die
Märzereignisse mit ihrer Errungenschaft der Vereinsfreiheit und der neuen Pressegesetze haben
die Bewegung für ganz Deutschland ins Rollen gebracht und den aufsprießenden katholischen
Vereinen in der Wahlkampagne für Reichs- und Landesversammlungen einen würdigen
Gegenstand ihres Eifers zugeworfen."

Ein Höhepunkt Buß'scher Aktivität:

„Ein imponierender Aufmarsch des katholischen Volkes wurde auf dem ersten Katholikentag
in Mainz im Oktober 1848 inszeniert, wo unter dem Vorsitz des ruhelosen Wanderpredigers
Franz Joseph Büß sich die Vertreter aller Piusvereine zusammenfanden, um den
Widerhall der kirchlichen Freiheitsidee in den breiten Massen zu demonstrieren. Der bei
diesem Anlaß gegründete .Katholische Verein Deutschlands' nahm unter seine Hauptaufgaben
die Bekämpfung der sozialen Mißstände auf, und Büß, Ketteier, auch August Rei-
chensperger schlugen Töne an, die ein folgenreiches Bündnis mit der Arbeiterbewegung
erwarten ließen. Man forderte energisch einen wirksamen Auswandererschutz, Reform des
Fabrikwesens, Beschäftigung der Erwerblosen, Sparkassen, Fürsorgeinstitut, Volksbibliotheken
, ja sogar Aktienanteil der Arbeiter und hielt doch zugleich an dem sittlichen Postulat
der Rückkehr zu einem patriarchalischen Arbeitsverhältnis fest. Ketteier suchte bewußt den
Staat auszuschalten aus diesen sozialen Aufgaben und sie ganz einer neuen christlichen Liebestätigkeit
, einer religiösen Verpflichtung des Besitzes und einer geistlich geleiteten Volksbewegung
zu überweisen. Wenn auch vor allem bei Büß die ausländischen Lehrmeister
deutlich zu spüren waren und entscheidende Anregungen von Owen, Saint-Simon und
Fourier, von Blanqui, Buchez und Montalembert ausgingen, so waren doch in Kolping und
Ketteier Männer entstanden, die den Stundenschlag der Weltgeschichte erkannt hatten, aus
der deutschen Erfahrung der Handwerkerkrise schöpften und für ihre praktische Sozialarbeit
die weitgehende Unterstützung des kirchlichen Apparates fanden."

Büß' Rede: Auftakt der Sozialpolitik des Zentrums

1954 würdigt dann Emil Ritter in seinem Buch „Die katholisch-soziale Bewegung
Deutschlands im 19. Jahrhundert und der Volksverein" Büß als den

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