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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 394
(PDF, 137 MB)
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Frankreich's traurig Geschick, die Großen mögens bedenken;
Aber bedenken fürwahr sollen es Kleine noch mehr.
Große gingen zugrunde: doch wer beschützte die Menge
Gegen die Menge? Da war die Menge der Menge Tyrann.23

Die politischen Ereignisse der Französischen Revolution stellt Goethe dagegen
in der Metapher des Ungeheuers dar, die ebenfalls Unberechenbarkeit
und Gefahr ausdrückt. Wie aus seinen Briefen und Werken ersichtlich ist,
zeigte Goethe außerdem eine Vorliebe, die Französische Revolution im Bild
einer hereinbrechenden Naturgewalt wie Gewitter, Sturm oder Erdbeben
zusammenzuziehen.24 All diese bildlichen Darstellungsweisen spiegeln ein
Gefühl menschlicher Ohnmacht und damit Goethes tiefe Betroffenheit
durch die französischen Ereignisse wider. Ferner scheint dem Gebrauch
von Naturbildern ein zyklisches Geschichtsbild zugrundezuliegen.

Im Mittelpunkt des Gesprächs zwischen der Gräfin, dem Baron und Manner
steht die Titelheldin Marie, um deren Hand der Baron bei der Gräfin
anhält. Marie ist die ,,Aufwärterin" der Gräfin.25 Durch die Revolution
scheint dem Baron die Ungleichheit der Stände aufgehoben, und er lebt in
der Vorstellung, daß eine Ehe mit Marie jetzt eine Verbindung zum Volk
schaffen und er so den Seinen Vorteil und Schutz bringen könnte:

Wird sie nicht von allen geachtet, die ihres Standes sind, und darf ich
nicht hoffen, indem ich ihr meine Hand biete, mich mit dem Volke,
das jetzt die Gewalt in Händen hat, zu verschwägern und für mich und
die Meinigen den schönsten Vorteil aus dieser Verbindung zu
ziehen?26

Mit vereinten Kräften versuchen die Gräfin und Manner, ihm diese Selbsttäuschung
zu nehmen, und tatsächlich gelingt es ihnen, den Baron, der sich
noch nicht einmal der Neigung Maries versichert hat, in seinen Plänen wankend
zu machen.

Der Baron preist die Einzigartigkeit Maries. Zur Gräfin meint er, sie ist
, ,das Schönste, was Ihnen die Natur überlieferte, das Beste, was Ihrer Erziehung
geraten ist."27 Weiter schwärmt er:

Unter allen weiblichen Geschöpfen, welche die Natur unsrer Familie
geschenkt, welche die Gesellschaft zu uns gebracht, war Marie immer
und immer die Schönste und die Beste.28

Als Begründung hören wir:

Weil sie alle Tugenden besitzt, die uns andern ... eine Revolution
wünschen ließen. Sie war schön ohne Anmaßung, liebenswürdig ohne
Sucht zu gefallen, Dienerin ohne Niedrigkeit, Gesellschafterin ohne
vorlaut zu sein.29

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