Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 425
(PDF, 137 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1990/0425
samt etwa 30 Millionen Akten, rund 400 Tonnen Papier. Das Parteiarchiv
der NSDAP ist zu 90 Prozent vorhanden, es umfaßt 10,7 Millionen alphabetisch
geordnete Karteikarten. Außerdem befinden sich hier 60 Prozent der
Personalakten der SS, rund 600000 Einzelakten. Dazu kommen: eine halbe
Million Akten aus dem Rasse- und Siedlungs-Hauptamt; 1,5 Millionen Parteikorrespondenzen
; je einige hunderttausend Personalakten der SA, des
NS-Lehrerbundes, des NS-Bundes Deutscher Techniker und anderer NS-
Organisationen; Angaben über etwa zweieinhalb Millionen „Volksdeutsche
" Einwanderer; sowie Akten der Reichskulturkammer, des Volksgerichtshofs
und verschiedener Gestapo-Dienststellen.

Das BDC untersteht dem Washingtoner State Department und wird von der
US-Mission in Westberlin verwaltet. Zur Zeit arbeiten unter seinem amerikanischen
Direktor Daniel Simon 39 deutsche Angestellte. Bestrebungen,
das BDC in deutsche Verwaltung zu übergeben, sind seit 1967 in Gang, blieben
jedoch aus wechselnden Gründen ohne Erfolg. Ungelöste Fragen des
uneingeschränkten Zugangs für amerikanische Behörden und Wissenschaftler
, des Persönlichkeitsschutzes für kleine Nazis, der Benutzerordnung und
eines neuen Berlin-Abkommens der vier Besatzungsmächte mußten bereits
als Vorwände für eine Aufschiebung der Übergabe dienen, inzwischen sind
neue hinzugekommen.

Eine der Bedingungen der USA für eine Übergabe des Document Center
an die Bundesregierung war die Verfilmung der Bestände auf deutsche Kosten
. Als die Übergabeverhandlungen nicht vom Fleck kamen, wurde 1974
die Verfilmung auf halbem Weg eingestellt. 1980 sagte die Regierung
Schmidt den USA dann doch einen vollständigen Satz Mikrofilme zu. Die
Regierung Kohl stellte im Bundeshaushalt seit 1985 insgesamt drei Millionen
Mark für die Übernahme des BDC bereit, hielt diese Mittel aber gesperrt
, weil nicht eindeutig geklärt war, ob die USA das Archiv nach
Abschluß der Verfilmung tatsächlich übergeben würden. Das ist inzwischen
verbindlich zugesagt, aber nun gibt es neue Verzögerungen: zuerst wollen
die USA die Briten und Franzosen konsultieren und das Eigentumsrecht an
den Dokumenten prüfen. Die Übergabe des Document Center dürfte also
zur Erleichterung vieler ehemaliger Parteigenossen noch einige Jahre auf
sich warten lassen.

Inzwischen haben aber auch ganz andere Kreise die Schätze dieses Archivs
zu würdigen gelernt. Bei über zwanzig Razzien im gesamten Bundesgebiet
stellten Staatsanwälte mittlerweile 1500 Originale aus dem BDC sicher, die
über eine undichte Stelle in der Behörde ihren Weg zu Militaria-Händlern
und in Auktionshäuser bis nach London und New York genommen hatten.
Die Dunkelziffer beläuft sich auf ein Vielfaches: manche Schätzungen gehen
von 80000 verschwundenen und verschacherten Dokumenten aus. Der
Deal mit gestohlenen Nazi-Akten ist einträglich: das Soldbuch eines SS-

425


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1990/0425