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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 452
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Zeugen dieser lebendigen jüdischen Vergangenheit. Der Mikwestein enthält
übersetzt folgende Inschrift:

Und will reines Wasser über euch sprengen, daß ihr rein
werdet und von allen euren Götzen will ich euch reinigen.

Ein Weib, das den Herrn fürchtet, soll man loben!

Die beiden ersten Zeilen stammen aus Hesekiel36,25; die letzte Zeile ist
ein Zitat aus Sprüche 31,30. Datiert wurde der Stein von dem Tübinger Gelehrten
Reinhold Mayer, der die Quersumme des hebräischen Wortes Furcht
zum Zahlenwert 611 datiert. Dies heißt, daß das Jahr 5611 nach der Schöpfung
der Welt, gemäß der jüdischen Zählung, gemeint ist. Dies entspricht
dem Jahr 1850/51 unserer christlichen Zeitrechnung.

Der Ort Schmieheim beherbergte 1875 45% Juden! Seit 1777 war er Sitz
eines Rabbinats. Dieser wurde entsprechend den wirtschaftlichen Gegebenheiten
erst Ende des 19. Jahrhunderts nach Offenburg verlegt. Der Schmie-
heimer Friedhof ist der größte in Süd Westdeutschland. Eine genaue
Datierung steht aus und ist dringend erforderlich. Die früheren Datierungen
, das hat die Untersuchung des Diersburger Friedhofs ergeben, können
nur mit großer Vorsicht übernommen werden. Nach diesen stammt der älteste
Grabstein aus dem Jahre 1703.

Die Kleingemeinde Kippenheim wird, durch ihre im Stil der Kopistenzeit
in den Jahren 1850/51 erbaute Synagoge, auch für künftige Geschlechter
von der Präsenz der Juden in der Ortenau zeugen. Diese Synagoge verwüsteten
in der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 die Nationalsozialisten
. Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg als Gefangenenlager
genutzt und nach verschiedenen Zwischennutzungen im Jahre 1956 von der
Raiffeisengenossenschaft als Verkaufsraum für Agrarprodukte verwendet.
Zahlreichen Interventionen, vor allem junger Christen, gelang es schließlich
unter der Führung des Deutsch-Israelischen Arbeitskreises, das Gebäude
aus seiner unwürdigen Nutzung zu nehmen und als Kulturdenkmal
einstufen zu lassen. Seit dem Jahre 1988 ist die Restauration im wesentlichen
abgeschlossen. Heute wird die Synagoge als Restaurationswerkstatt
betrieben.

Die Kippenheimer Synagoge ist Beispiel dafür, wie schwer sich die Nachkriegsgenerationen
mit der Annahme des jüdischen Erbes taten.

In Nonnenweier ließ sich der erste nachgewiesene Jude wahrscheinlich im
Jahre 1707 nieder. Die Landgemeinde zählte im Jahre 1855 244 Mitglieder,
die bis 1933 auf 65 zurückgingen.

Bemerkenswert ist der Friedhof der Gemeinde Nonnenweier: Er steht als
Beispiel für die Emanzipation der Juden. Diese konnten nur unter schwieri-

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