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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 454
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Wo bringt ihr uns hin?

Zur Deportation und Ermordung behinderter Menschen aus
der Anstalt Kork im Jahre 1940

Klaus Freudenberger, Walter Murr

Die Entwicklung der rassenhygienischen Denkrichtung1

Die Begriffe und Grundlagen der Rassenhygiene, die während des Dritten
Reiches in die Alltagssprache und ins Alltagswissen Eingang gefunden
haben (z.B. Rasse, Rassenhygiene, Eugenik, lebensunwert, minderwertig,
usw.), sind keine Neuschöpfungen der Nationalsozialisten. Sie entstanden
bereits im letzten Drittel des 19. und im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts.
Die Nationalsozialisten nahmen Grundgedanken aus der sozialdarwinistischen
, rassenhygienischen Denkrichtung auf und setzten sie in Politik
um. Das Neue war nicht die Denkart, sondern daß es nun eine Regierung
gab, die aufgrund dieser Gedankenwelt praktische Politik prägte und betrieb.

Der Begriff Eugenik wurde von Francis Galton, einem Vetter von Charles
Darwin, eingeführt. Galton dehnte die Vererbungshypothese Darwins auf
die geistigen und charakterlichen Eigenschaften des Menschen aus. 1883
führte er den Begriff „Eugenik" ein als Terminus für die Verbesserung der
menschlichen Rasse, an der ihm sehr gelegen war.2

Der Mediziner Alfred Ploetz beschäftigte sich schon in seiner Jugend mit
Rassengedanken und hatte den Traum, in Amerika eine ,,pangermanische"
Kolonie zu gründen3, eine Überlegung, die in abgewandelter Form in den
nationalsozialistischen Plänen der Ostsiedlung wieder auftaucht („Mustergau
Wartheland"). 1895 führte er den Begriff „Rassenhygiene" in die Wissenschaft
ein, als er im ersten Band seines Werkes „Die Tüchtigkeit unserer
Rasse und der Schutz des Schwachen" die „Grundlinien der Rassenhygiene
" skizzierte.4

Um die Institutionalisierung der Rassenhygiene als wissenschaftliches Fach
voranzutreiben, gründete Ploetz 1904 die Zeitschrift „Archiv für Rassen-
und Gesellschaftsbiologie" und 1905 zusammen mit dem Ethnologen
Richard Thurnwald die „Gesellschaft für Rassenhygiene" in Berlin. 1910
hatte die Gesellschaft in Freiburg (Eugen Fischer, Fritz Lenz), Stuttgart und
München je eine Ortsgruppe.5

Die Mitgliedschaft in diesem Verein machte es zur Pflicht, die rassenhygienischen
Ziele bei sich selbst anzuwenden, das heißt, sich erbbiologisch untersuchen
und registrieren zu lassen.

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