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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 489
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liehe an eine bestimmte gedankliche Ordnung. Ausführlich berichtet er über
die vielfaltigen Feste und Ereignisse des Kirchenjahres und versieht sie mit
entsprechenden Wertungen. Ein Beispiel: „Gründonnerstag und Karfreitag
würdig und schön. Den Tag hindurch an beiden Tagen Betstunden, die immer
gut besucht waren. Beten können die Schweighauser schon noch." (S. 43).

Im Mai 1946 vermerkt er: „Die Flurprozession der Bittwoche konnten wir
bei günstigem Wetter halten. Am Montag rieselte es zwar zu Beginn ein wenig,
aber dann hielt es doch; sie haben ihre eigene Schönheit, diese Bittgänge
in den jungen Morgen hinein. Meine Schwester, die neue Lehrerin, übernimmt
die Aufsicht bei den Schulkindern, so klappt es da vorn jetzt auch
besser mit dem Beten und Singen. Und wenn dann die Schule an diesen Tagen
eine Viertelstunde später beginnt, ist das auch kein Verbrechen' mehr,
was es bei den Nazis gewesen wäre." (S. 255). Außerdem notiert er jeden
Sterbefall in seiner Gemeinde und bewertet dabei das christliche Verhalten
des Verstorbenen: ,,Im Krankenhaus zu Lahr starb an den Folgen einer Geburt
Frau S. Eine brave Mutter von 5 unmündigen Kindern ist vom unerbittlichen
Tod mitten aus der Gemeinschaft ihrer Lieben abberufen worden.
Die Anteilnahme der ganzen Gemeinde an diesem schmerzlichen Verlust ist
groß und ehrlich." (S. 75). Oder an anderer Stelle: „Am 30. November
stirbt plötzlich und unversehen B. K., einer von den ganz Verstockten. Kein
Sonntag, keine Osterkommunion. Gebetet hat er immer für sich. Auf alle
Vorhaltungen und Ermahnungen die stereotype Antwort: er werde das
schon mit dem Chef ausmachen. Man fand ihn am Morgen tot bei K., wo
er die letzten Jahre meistens war. Wir haben ihn kirchlich beerdigt, der Allwissende
hat ihn gerichtet." (S. 227). Ausführlich beschreibt Reitinger das
Wetter in den verschiedenen Monaten und bei verschiedenen Anlässen, gibt
Auskunft über die landwirtschaftlichen Arbeiten und Erträge.

Im Oktober 1944 schreibt er: „Ein Wort zum Wetter und zur Ernte dieses
Sommers: vom Regenwetter während des Heuens habe ich schon berichtet;
dann setzte aber eine Trockenperiode ein, die sich über zwei Monate erstreckte
. So gab es trotz der anfänglichen Befürchtungen eine ausgezeichnete
, ganz selten gute Getreideernte; Obst in Hülle und Fülle, so daß viele
Bäume gestützt werden mußten und manche trotz aller Vorsorge — vor allem
die Wagenstädter Pflaumen — brachen. Das Oehmd war sehr kurz geblieben
; es kam aber ausgezeichnet heim. Und mit den Kartoffeln haperte
es; die Ernte fiel sehr schlecht aus. Aber alles in allem: die Lebensmittelversorgung
ist wohl für ein weiteres Jahr gesichert." (S. 120).

Zum Jahresschluß wird Bilanz gezogen: Geburten und Todesfälle, Trauungen
, Kommunionen, Zahl der Kirchenbesucher. Ungewöhnliche Entwicklungen
versieht Reitinger mit besonderen Anmerkungen. So kommentiert er
die außerordentlich niedrige Zahl von 20 Geburten im Jahr 1942 wie folgt:
„Es ist das ungefähr die Hälfte der sonst gewohnten Zahl, wohl eine Kriegs-

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