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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 490
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erscheinung. Viele der verheirateten Männer waren über ein Jahr, ja fast bis
zu zwei Jahren nicht mehr im Urlaub gewesen. Daß unter den Geburten keine
uneheliche ist, ist sicher überraschend, aber sicher nicht ein Zeichen
sich hebender Moral; die Burschen scheinen so langsam beim Militär zu
lernen, wie man es machen muß. Das wird wohl auch ein Problem für den
Frieden werden. Prämien allein und Geldbeihilfen halten in einem Volke
den Willen zum Kinde nicht lebendig." (S. 99).

Reitinger beginnt sein Tagebuch mit den Worten: „Am 8. Juni bin ich,
Erich Reitinger, gebürtig von Mannheim, ordiniert am 10. März 1929, hier
als Vikar von Karlsruhe St. Bonifaz kommend, hier aufgezogen." (S. 1). Zu
diesem Zeitpunkt liegt sein Vorgänger, Pfarrer Halter, schwerkrank im Lo-
rettokrankenhaus in Freiburg, auch Vikar Schlegel ist krank geworden.
Nach dem Tod des Pfarrers wird Reitinger die Pfarrei Schweighausen als
Pfarrverweser übertragen.

Mit Eifer und großer Tatkraft begibt sich der Pfarrer an seine neue Aufgabe.
Er schreibt: „Die Gemeinde ist ihrem Kerne nach gut und willig. Die eifrige
seelsorgerische Tätigkeit des verstorbenen Vorgängers trägt ihre Früchte.
Der Besuch des Gottesdienstes ist gut, vor allem wenn die weiten Wege berücksichtigt
werden. Auch im Empfang der hl. Sakramente zeigt sich ein
löblicher Eifer. Tage wie Allerheiligen und Allerseelen waren wahre Gebetstage
und sicher auch Gnadentage." (S. 9).

Vielfältig sind seine Aktivitäten: Er hält liturgische Einführungsvorträge,
mit den Kindern übt er ein Krippenspiel ein, andere kirchliche Ereignisse
finden in der Gemeinde ihren Niederschlag: die Papstwahl Pius XII., die
Primizfeier von Vikar Kürz, eines Sohnes der Gemeinde. Er gründet Kirchenchor
und Flötengruppe; zahlreich sind seine Vorträge, in denen er die
Gemeinde schulen will. Doch meint er bereits Tendenzen zu erkennen, die
das öffentliche Leben entkonfessionalisieren. Nach seinem Verständnis
wächst die Zahl der Gleichgültigen und Lauen. Dieser Entwicklung sucht
er entgegenzutreten. Öffentlich prangert er Jugendliche an, die den Besuch
der Christenlehre versäumt haben. (S. 11). Mädchen mit Männerbekanntschaften
schließt er aus dem Marienbund aus. (S. 29). Außerdem vermerkt
er: ,,In Zell mußte sich eine Trägerin des Muttergottesbildes trauen lassen,
die nicht mehr als Jungfrau an den Traualtar treten konnte." (S. 38). Auch
den Kirchenchor kritisiert er in der Neujahrsansprache: ,,Ich spreche und
zwar in diesem Jahr nicht nur Worte des Lobes; es war nicht viel geleistet
worden, die jüngeren Mitglieder waren reichlich leichtsinnig, der Heimweg
war manchen das Angenehmste an den Proben usf. Aber die Reaktion! Der
Haß auf den Pfarrer und die Gekränktheit der Mitglieder. Es brauchte einen
Monat, bis alles wieder einigermaßen eingerenkt war." (S. 39). Auch die
Aufnahme der Mädchen in den Marienbund läßt er im Januar 41 verstreichen,
weil diese bis 2.00 Uhr nachts in einem Wirtshaus gefeiert hätten.

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