http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1990/0494
teilt; im Pfarrheim bekamen wir 2 alte Leute, ein Ehepaar, er 75, sie 70 Jahre
alt. Wir nahmen sie guten Willens auf; daß es auf die Dauer nicht ging, war
nicht unsere Schuld. Sie kamen aus einer Baracke in Dortmund, wo sie ein
armseliges Kleinrentner- und Invalidenleben geführt hatten; ihre Umgangsformen
waren von einer erschreckenden Primitivität. Z. B. aßen sie alles
mit Löffel und den Händen; das Fleisch nahmen sie mit der Hand aus dem
Teller und führten es so zum Mund. Ihr Tagwerk war ausgefüllt mit gegenseitigen
Streitereien; man kann schon sagen, sie lebten wie Hund und Katze.
Ihr 2. Wort war: ich lasse mich scheiden — nach fast 50jähriger Ehe!
Schließlich war nichts mehr recht: die Gegend war zu bergig, man könne
sich hier nicht amüsieren, die Kost sei ungenügend; man gäbe ihnen nicht,
was ihnen auf ihre Karten zustehen würde." (S. 116).
Nicht nur vom Hörensagen lernt man jetzt den Krieg kennen. Bombergeschwader
überfliegen das Schuttertal auf ihrer tödlichen Reise zu den Städten
; Luftkämpfe sind zu beobachten. Bomber stürzen auf dem Weißen
Moos, im Litschental und in Ettenheimmünster ab. Dem Pfarrer kommt nun
in verstärktem Maße die Aufgabe zu, zu trösten, zu ermutigen, Richtung
zu weisen. Er kümmert sich um die Angehörigen der Kriegsopfer.
Pfarrer Erich Reitinger mit Schweighausener Erstkommunionkindern im
Jahre 1940 Bildarchiv: G. Finkbeiner
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