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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 499
(PDF, 137 MB)
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wird die Ablieferang dieser Dinge einfach unmöglich sein; da hört die Caritas
auf, und es beginnt der Zwang und Terror." (S. 204).

Die Ernährangslage verschlechtert sich nach dem Krieg zusehends. Im Juli
1945 notiert Reitinger: „Für die erwachsene Person beträgt die Zuteilung
pro Woche 1000 g Brot, 100 g Fleisch, in manchen Wochen auch 200 g, dazu
für 4 Wochen 250 g Butter und gelegentlich eine Zuteilung an Nährmitteln
. Die Städte hungern, bei uns auf dem Land wirkt sich das nicht ganz
so aus." (S. 208). Ein Jahr später veröffentlichen Zeitungen eine Tabelle,
in der die Lebensmittelrationen in der französischen Besatzungszone mit
folgenden Werten angegeben werden:

Hinzugefügt werden muß, daß seit Kriegsende keine Unterstützungen mehr
bezahlt werden. „Kinderbeihilfen sind weggefallen — ein sehr großer Ausfall
für unsere kinderreiche Gemeinde; die Frauen, deren Männer in Gefangenschaft
sind, erhalten nichts mehr, nur Invalidenrenten und Renten für die
Gefallenen werden nach einiger Pause wieder ausgezahlt. Die Fabrik ist immer
noch geschlossen; ein Teil der bisherigen Arbeiterinnen arbeitet bei
den Bauern, das ist im Winter aber weithin unmöglich; ein anderer Teil hat
Stellen in der Stadt Lahr und der Umgebung angenommen." (S. 232).

Die materielle Not wird durch die Forderungen der französischen Besatzungsmacht
noch drückender. Manche Maßnahme bringt die Volksseele zum
Kochen und wird als reine Schikane empfunden: ,,Der Schuloffizier des
GM in Lahr, Cpt. Crashel, erscheint bei Lehrer Kopf und verlangt, daß die
Schweighauser Schulkinder für ihn in diesem Jahre 2 Doppelzentner Heidelbeeren
sammeln; ein 2. Offizier hat bereits ebenfalls ein größeres Quantum verlangt
. Das sind die Herren Sieger; sie reden von Freundschaft und Verständigung
und kennen dabei nichts als ihren dreckigen Egoismus." (S. 342).

Zu der materiellen Not, zu der hohen Arbeitsbelastung und den Einschränkungen
durch die französischen Behörden kommt die Sorge und Ungewißheit
um die Angehörigen draußen im Felde. „Eingezogen waren im Verlauf
des Krieges 253 Mann. Davon sind gefallen: 48 (vorläufig, die Zahl ist noch
nicht endgültig). Gefangen: 27, die Nachricht geben können. Amtlich vermißt
: 20 Mann. Ohne Nachricht sind wir von 60 Soldaten, von denen die
meisten wohl in Gefangenschaft leben. Heimgekehrt sind 98 Mann, davon
eine ganze Anzahl als Krüppel." (S. 222). Wen wundert es, daß manche
Menschen in ihrer seelischen Not sich der ungewöhnlichsten Mittel bedie-

Kinder von 0—2 Jahren
Kinder von 3—6 Jahren
Kinder von 6—9 Jahren
Jugend von 10 — 17 Jahren
18 Jahre und darüber

1126 Kai.
1272 Kai.
1299 Kai.
1418 Kai.
1280 Kai.

(S. 277).

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