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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 506
(PDF, 137 MB)
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Kritisch wurde vermerkt, daß z. B. in Karlsruhe die Kirchen versuchen, für
seelsorgliche Zwecke die Adressen der Frontsoldaten zu erfassen.10
Anfang November wurden im Raum Freiburg erneut Flugzettel mit dem
Aufruf Rauschnings abgeworfen, die „auf die Bevölkerung keine propagandistische
Auswirkung hatten". Die Zettel waren vorschriftsgemäß den Behörden
abgeliefert worden.11 Um das Vordringen von Zivilisten an den
„Westwall" zu verhindern, wurden in Mittelbaden Polizeiposten auf den
entsprechenden Straßen eingesetzt.12 Klage wird darüber geführt, daß in
Offenburg die Verwendung von Goldpreisklauseln durch auswärtige Firmen
bei der Bevölkerung Unruhe gestiftet habe.13 In den von den Franzosen geräumten
Stellungen an der Westfront waren Flugblätter zurückgelassen
worden14: „Hast Du eine Gasmaske, Volksgenosse? Eine Gasmaske für
Dich, Deine Frau und Deine Kinder? Nicht eine Volksgasmaske, die schon
nach wenigen Wochen unbrauchbar ist..., sondern eine richtige Gasmaske
mit guten Filtern? In London und Paris hat jeder vom Staat eine gute Gasmaske
bekommen. Natürlich gratis."

In der öffentlichen Verwaltung führt die Einberufung der Ratschreiber zu
Engpässen.15 Im Kreis Lahr hörte man im November 1939 erstmals Geschützfeuer
von der nahen Front. Die Franzosen beschossen deutsche Flieger
, die an der Grenze entlang flogen.16 Über Wolfach warfen Flugzeuge
Flugblätter ab: „Also sprach Adolf Hitler". Die Schulklassen wurden zum
Einsammeln verpflichtet.17 Mißstimmung bereitete bei den badischen
Junglehrern die wiederholte Führung des „Arier-Nachweises".18

In Offenburg und Karlsruhe kursieren Gerüchte über mögliche Evakuierungen
dieser Städte.19 Die im November 1939 in ganz Deutschland
durchgeführten HJ-Filmstunden stießen auf Ablehnung, wurde doch den 12-
bis 14jährigen „Pimpfen" zum Teil der Film „Andalusische Nächte" dargeboten
.20

Erstmals taucht der „Wolkige Beobachter — Nr. 1" auf, eine Flugschrift, die
von Flugzeugen oder Ballons abgeworfen wurde und die Nazi-Methoden
geißelte.21 In Karlsruhe wurde eine Jüdin verhaftet, weil sie Goebbels beleidigte
.22 Ende November wird Klage darüber geführt, daß in Gaststätten
und Verkehrsmitteln zu offen über wahrgenommene Truppenbewegungen
gesprochen werde.23

In Karlsruhe wurde auf die Lebensmittelkarten ein Ei aufgerufen —
124 Verkaufsstellen konnten nichts ausliefern, da ihre Zuteilungen unzureichend
waren.24 DNB (Deutsches Nachrichten Büro)-Meldungen dürfen zukünftig
nur noch in geschlossenen Umschlägen versandt werden, um zu
verhindern, daß außer den „Schriftleitern" andere Personen von deren Inhalt
Kenntnis erlangen.25 In Müllheim wurden drei Mädchen mit je fünf
Tagen Haft bestraft — sie hatten in einer Gaststätte mit Polen getanzt.26

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