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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 525
(PDF, 137 MB)
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wird behauptet, daß es den Bauern weiter zuzumuten sei, ihre Milchablieferungen
zu steigern.249 Das Kriegsverdienstkreuz, das in großer Zahl verbreitet
wurde, wird bei der Bevölkerung mit folgenden Bezeichnungen
gewürdigt250:

„Gaststättenorden", „Schmeichlerorden", „Kriegsverdiener-Kreuz", „Bäckerorden
", „EK III mit Trauerflor", „Bel-Ami-Orden" („Bist kein Held, doch
ein Mann, der gefällt...").

Hinzu kommt folgende Scherzfrage: „Was ist der Unterschied zwischen
dem Kriegsverdienstkreuz und feindlichen Fliegerbomben? — Keiner, beide
fallen hinter der Front und treffen Unschuldige." Allgemein wird gemeldet,
daß das Ansehen der „politischen Leiter" in der Bevölkerung immer mehr
sinke.251 Sie würden nicht nur als „Goldfasanen", sondern auch als „Totenvögel
" bezeichnet (sie brachten die Todesnachrichten Gefallener).

Die Geheimen Lageberichte, die zu Anfang sehr ausführlich und detailliert
waren, werden mit der Verschlechterung der militärischen Lage immer
dürftiger. Während 1939—1941 viele Einzelheiten enthalten waren, fehlen
diese später. Auffallend ist jedoch, daß selbst dem innersten Kreis, dem
ausschließlich die Berichte zugängig waren (sie waren „als ,Geheim — nur
persönlich' eingestuft"), nicht immer die Wahrheit mitgeteilt wurde. Dies
zeigt sich insbesondere beim Tod des Generalobersten Udet. (Er steht hier
nur als Beispiel für zahlreiche andere Offiziere, die angeblich gefallen sind,
in Wirklichkeit aber Selbstmord begangen haben oder im Fall Rommel sogar
dazu gezwungen wurden.)

Die „Meldungen" schließen mit einem letzten Bericht an die selbsternannte
„Geschäftsführende Reichsregierung Dönitz" im März 1945. Darin heißt
es: „Niemand will den Krieg verlieren... Aber keiner glaubt mehr, daß wir
ihn gewinnen."

Anmerkungen

*1 Grundlage dieser Arbeit waren die „Meldungen aus dem Reich", herausgegeben von
Heinz Boberach, erschienen 1984 im Verlag Manfred Pawlak in Herrsching (Taschenbuchausgabe
). Die Ausgabe entspricht den im Bundesarchiv verwahrten Materialien.
Sofern keine anderen Vermerke vorhanden sind, beziehen sich die Fußnoten auf diese
Ausgabe, zitiert nach Band und Seite (Seitenzahlen des Gesamtwerkes, das durchlaufend
paginiert ist).

*2 Vgl. Boberach, Einführung, Bd. 1 S. 17. Zur weiteren Vertiefung über den SD (III)
empfiehlt der Verfasser die Vernehmungsprotokolle des Nürnberger Prozesses gegen die
Hauptkriegsverbrecher. „Der Prozeß gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem internationalen
Militärgerichtshof in Nürnberg", veröffentlicht 1949 in Nürnberg gemäß den
Weisungen des Internationalen Militärgerichtshofes vom Sekretariat des Gerichtshofes
unter der Autorität des Obersten Kontrollrates für Deutschland, photomechanischer
Nachdruck Delphin-Verlag in München und Zürich 1984 (Taschenbuchausgabe). Beispielhaft
seien (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) folgende Stellen genannt: XX, 209 f.
und 262f., XXX, 691 f. und XXII, 25.

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