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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 532
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1990/0532
„Die Soldaten sind bei uns in Philippsburg rüber nach Germersheim auf die
andere Seite des Rheins und dann ins Feld gezogen. Wir Kinder haben den
Soldaten Obst gebracht, oder ein Stück Speck oder irgendetwas zum Essen,
und vor allem Blumen... Ich sehe sie jetzt noch am Bahnhof in Philippsburg
, wie sie da vorbeigefahren sind... Unvergeßlich die Begeisterung, die
damals drin war, die dann so schnöde ins Gegenteil umfiel."

Und zum Ende des Kriegs:

„Ich war ein Lausbub, 15 Jahre alt. Und da sind wir zu den Soldaten, die
zurückkamen von Frankreich, die alles verklopften, was zu verklopfen
war... Und wer da die schönsten Dinge auftreiben konnte, der war der
Held von uns. Ich möchte sagen, die Erinnerungen, die ich an 1918/19 habe,
sind eigentlich für uns Lausbuben hervorragend gewesen. Leider hat sich
dann alles anders entwickelt, als wir's als Kinder gesehen haben."

Wenn der Senator seine Jugendzeit als relativ unbeschwert empfand, so war
das wesentlich ein Verdienst seines ewig optimistischen Vaters. Der
,,,Burda-Franzl', als Buckdruckereibesitzer weniger bekannt denn als Humorist
"19, war „sozusagen der Liebling der Offenburger. Er pflegte seinen
Humor nicht nur im kleinen Kreis bei nahen Bekannten, sondern er pflegte
ihn in aller Öffentlichkeit auf der Straße20 und in geschlossenen Veranstaltungen
. Und er hatte einen Mutterwitz, der nur ganz wenigen unter der Sonne
beschieden ist. Er hatte aber auch die große Gabe, daß er allen
Menschen, ob sie arm oder reich waren, geradezu ein Stück Sonne in ihr
Dasein hinein schenken konnte. Wo er hinkam, da hörte plötzlich das Alltägliche
, Monotone auf, man hörte Lachen und konnte die Freude an jedem
Gesicht ablesen, weil eben dieser Spaßvogel seinen goldenen Humor unter
die Menschen streute."21

Franz Burda hat seinen Vater zeitlebens hoch verehrt. Zu seinem 60. Geburtstag
wurde der Senator mit der Ehrenbürgerwürde seiner Heimatstadt
ausgezeichnet. In seiner Dankesrede sagte er: „In dieser Stunde, in der mir
die höchste Ehre zuteil wird, die meine Heimatstadt Offenburg zu vergeben
hat, möchte ich einen Immortellenkranz auf das Grab meines Vaters legen.
Von ihm habe ich den Optimismus und die Fröhlichkeit geerbt. Er wäre
jetzt gerade 90 Jahre alt. Wie glücklich wäre ich, wenn er diesen Tag erleben
könnte!"22

Glücklich war der Vater auch, als der Sohn im März 1921 das Abitur bestand
. Warum Franz Burda zunächst aber nicht in die Fußstapfen des Vaters
trat, obwohl er schon als Kind seine „Passion am Setzen, Drucken und Gedruckten
" gespürt habe, „das weiß ich selbst nicht mehr".23

Möglicherweise wollte der Vater, daß der Sohn sich später ums , Kaufmännische
' kümmert, was dem Vater offenbar gar nicht lag.24 Es war gerade

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