Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 541
(PDF, 137 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1990/0541
Die nüchternen Tatsachen verbergen, unter welchen Schwierigkeiten die
Druckerei überhaupt produzierte. Genauso dringend wie Papier und Farbe
wurde Nahrung für die Mitarbeiter benötigt. Dr. Burda, selbst der „Auftragsbearbeiter
" für die Karten, war ständig zur Abstimmung unterwegs. In
Berlin, Paris, in Neapel.58 Die Großstadt Mannheim war hochgefährdet,
sollten Luftangriffe geflogen werden. Dr. Burda mußte die Druckerei verlegen
— nach Offenburg und Lahr-Dinglingen. Aber auch die Offenburger
Druckerei, nur einen Steinwurf vom Bahnhof entfernt, läge bei Luftangriffen
in der unmittelbaren Gefahrenzone. So entschloß sich Dr. Burda, einen
Teil der Druckerei nach Zell-Weierbach in Sicherheit zu bringen — in den
Winzerkeller!59

Den Einmarsch der Franzosen am 14. April 1945 erlebte Dr. Burda zusammen
mit einigen Mitarbeitern im Keller des Hauses Hauptstraße 13, des
Vorderhauses der Druckerei. Am nächsten Tag war sein Betrieb beschlagnahmt
. Was nun?

Knapp 18 Jahre später, am 23. Februar 1963, überreichte der damalige Offenburger
Oberbürgermeister Karl Heitz Dr. Burda die Ehrenbürgerurkunde
seiner Vaterstadt. Der Gemeinderat hatte sie verliehen „dem
wagemutigen Schöpfer und zielbewußten Leiter ihres größten Betriebes —
einem der bedeutendsten und modernsten Tiefdruckunternehmen Europas
— dem fürsorgenden Freund seiner Werksfamilie, dem hilfsbereiten Förderer
ihres kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Lebens".60

Und Professor Ludwig Erhard schrieb in seinem Glückwunschtelegramm:
„Sie gehören zu jenen dynamischen Unternehmerpersönlichkeiten in
Deutschland, die Wesentliches zum Wiederaufbau unseres Landes beitrugen
."61

Wirtschaftswunder. Es war wirklich ein Wunder, wenn man Geschichte
nicht mit der Erfahrung des Wissenden kommentiert, sondern sich in jene
Stunde des 16. April 1945 versetzt, als ein Colonel Recordon, der sich als
Chef des „Service geographique" der französischen Armee vorstellte,
schnarrte: „Cette imprimerie est confisquee."

Alles aus? Zwei Dinge nur hätten ihn damals bewegt, sagte Dr. Burda
später62: „Wie kann ich meine Familie, und wie kann ich meine Mitarbeiter
und deren Familien über Wasser halten?"

Es war nicht die Zeit für kühn erdachte Strategien. Es ging darum, die
Chancen zu nützen, die einem Glück, Erfahrung oder beides boten. Vielleicht
liegt hierin der Grund, daß Dr. Franz Burda Begriffe wie Unternehmensstrategie
oder Verlagspolitik zeitlebens fremd blieben, dafür Begriffe
wie Weitblick und Handeln nach der eigenen Nase umso verwandter waren.
Aenne Burda hat es einmal63 so formuliert: „Er tut immer, was er tun will

541


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1990/0541