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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 556
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Dr. Franz Burda und die künstlerische Fantasie. Mit 77 hat er sich einen
Traum erfüllt und eine Kunstzeitschrift gegründet, auf deren Titel er eine
Reproduktion ,seines' „Blauen Aktes" von Ernst Ludwig Kirchner setzte.
Er liebte die Bilder von Marc Chagall, den er kannte und oft in seinem Haus
in Antibes begrüßte. Miro und Picasso schätzte er, Warhol, der ihn porträtierte
, blieb ihm fremd.111 Plastische Kunst mochte er besonders — vor allem
die Werke lebender Künstler. Nicht, weil sie leichter faßbar sind,
sondern weil er ihnen eine Bedeutung geben konnte, weil er als Auftraggeber
ein neues, möglichst wahres „Bild" entwerfen konnte, so wie er als
Chefredakteur seiner Zeitschrift Ereignisse neu (aber wahr) beleuchten und
entwerfen konnte und mußte, auch wenn sich die Fernsehzuschauer aktuell
längst ein Bild davon gemacht hatten.

So wurde am Johannistag 1956 als erste Statue auf dem Betriebsgelände ein
Gutenberg aufgestellt, der entgegen allen älteren Darstellungen aus Straßburg
und Mainz keinen Bart trägt, sondern das „Gesicht eines ewig grübelnden
Asketen und Erfinders, der nicht ruhte, bevor er seine Erfindung
technisch und ästhetisch vollendet hatte".112

Die Statue der hl. Ursula, der Offenburger Stadtpatronin, die Dr. Franz
Burda 1961 seiner Heimatstadt stiftete, nimmt den alten Gedanken auf:
„Dieses Vermögen der Kunst, dem Zeitgeist Ausdruck zu geben, ehe er sich
in Sternstunden oder Katastrophen manifestiert, ehe ihn also der einzelne
am eigenen Leib verspürt, gibt ihr prophetischen Charakter und macht sie
zum Gewissen der Zeit."113 Deshalb legte der Stifter auch Wert darauf, daß
die heilige Ursula nicht so dargestellt wurde wie üblich114, sondern journalistisch
kommentierend und wahr, also nicht als Märtyrerin, sondern als die
Gekrönte, die Offenburg im Dreißigjährigen Krieg gerettet hat und jetzt
hoch über der Stadt und ihren Bürgern steht und noch „über viele Jahrhunderte
hinweg ihre Hand schützend und segnend über unsere Heimatstadt
halten möge. Symbolisch soll sie die Menschen ... vor allen Schrecknissen,
die der Krieg oder die modernen atomaren Forschungen und ihre furchtbaren
Auswirkungen mit sich bringen, beschützen."115

Kunst-Stiftung, Wahrheit und Friedensmahnung: Wir begegnen ihr auch bei
der Stiftung der Grimmelshausenstatue in Renchen. Die Plastik schuf der
berühmte Giacomo Manzü, der es zunächst abgelehnt hatte, „für einen
,Kriegshelden' den Meißel in die Hand zu nehmen", den Kopf gestaltete
Manzü nach einem Titelkupfer, das „nach neuesten Erkenntnissen der Literaturforschung
als das bisher vermißte authentische Konterfei des Romanciers
"116 anzusehen ist.

Mit dem anderen großen Italiener, Sandro Chia, hatte Dr. Hubert Burda seinen
Vater bekannt gemacht. 1984 stiftete der Senator die beiden Bronzeplastiken
des Dionysos und des Bacchus für die Weinstadt Offenburg. Wieder

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