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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 609
(PDF, 137 MB)
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Bereits am 18. November 1944 hatte auf die Bahnhöfe Offenburg und
Appenweier ein Tiefflugangriff mit Bombenabwürfen stattgefunden, der erheblichen
Schaden angerichtet hatte. Die Hochbaubahnmeisterei forderte
mit Schreiben vom 20. November 85000 Falzziegel zur Behebung der Schäden
an.126

Am 22. November 1944 flog die 9th Air Force mit elf Thunderbolts offensive
patrol, unter anderem auch im Raum Offenburg. So können es nur
Maschinen dieser Einsätze — Thunderbolts — gewesen sein, die am gleichen
Tag 2,0ts. Splitterbomben (fragment bombs) auf die Eisenbahnanlagen
Offenburgs warfen.127

Eine Unstimmigkeit ergibt sich für die städtische Angabe eines Fliegerangriffes
am 25. November 1944, der sich nicht aus alliierten Unterlagen
belegen läßt.

In diesem Fall könnte eine Verwechslung bei der Aufstellung der Daten seitens
der Stadt Offenburg aufgetreten sein: am 25. Dezember 1944 flog ein
einzelner Aufklärer um 12.30 Uhr über die Stadt, um die Auswirkungen der
Luftangriffe des letzten Monats photographisch festzuhalten. Die Quellen
des Stadtarchivs geben für den 25. November 1944 an, es habe von 11.39
Uhr bis 12.37 Uhr öffentliche Luftwarnung (ÖLW) bestanden. Für den
25. Dezember 1944 ist hingegen nur eine Zeitangabe, nämlich 10.45 Uhr,
für den Beginn der ÖLW aufgeführt. Es wäre demnach nicht auszuschließen
, daß es sich um einen falschen Eintrag handelt, zumal der erstgenannte
Zeitraum der ÖLW sich mit der Überflugszeit des Aufklärers decken würde.

Ein Zurückgreifen auf militärische Quellen, welche die Zweifel endgültig
hätten beseitigen können, war in diesem Fall nicht möglich.

Die bis zum 27. November 1944 erfolgten Bombenangriffe auf Offenburg
waren nicht das Ergebnis eines planmäßigen Luftkrieges gegen diese Stadt.
Erstens war Offenburg nach der deutschen Besetzung Frankreich« und der
Beneluxstaaten nur nach Durchquerung eines immer besser verteidigten
Luftraumes zu erreichen, zweitens hätte es dort nichts gegeben, dessen Zerstörung
den kurzfristigen Kriegszielen auf alliierter Seite genützt hätte, drittens
waren die Briten alleine in der Frühphase des Krieges materiell und
operationeil nicht in der Lage, ihre Kräfte derart zu zersplittern. Erst die
Kombination von einem Eintritt der USA in den Krieg, der verlorenen
Schlacht im Atlantik, welche den gesteigerten Fluß amerikanischer
Rüstungs- und Versorgungsgüter über den Atlantik ermöglichte und dem
Scheitern im Osten führte zu einer Wende. Immer größere Bomberverbände
flogen Angriffe, zuerst gegen bedeutende deutsche Städte und das Ruhrgebiet
, schließlich systematisch gegen Flugzeugfabriken und die Motorenindustrie
sowie die Hydrierwerke, wodurch die Luftwaffe quasi am Boden
mattgesetzt wurde.

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