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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
70. Jahresband.1990
Seite: 677
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Niederterrasse (Rheinhochufer, Hochgestade
) und die Vorhügel (Vorbergzone) des
Schwarzwaldes sowie die vorgeschobenen
Schwemmfächer herausgearbeitet. Die
fundstellenreichen Ufer beiderseits der
ehemaligen Kinzig-Murg-Rinne finden keine
Berücksichtigung. Das Fehlen einer archäologischen
Landesaufnahme macht sich
hier stark bemerkbar. So dürften die
„Grabhügel in der Umgebung von Philippsburg
, am Rand der Gebirgsrandniederung
nördlich und östlich der Pfinz, am Rheinhochufer
nördlich der Alb und bei Iffezheim
und Hügelsheim sowie bei Neuburgweier
" (S. 23) m.E. keine vorgeschichtlichen
Siedlungsvorstöße in die Rheinebene,
sondern eher eine kontinuierliche Fortsetzung
der Besiedlung anzeigen. Darauf weisen
doch m. E. die verstreuten neolithi-
schen Funde (Beile, Pfeilspitzen, vereinzelt
Keramik) in der Rheinebene hin. Hier wirken
sich die teilweise schlechteren Erhaltungsbedingungen
und der Forschungsstand
aus.

Gut belegt ist Zumindestens zwischen
Karlsruhe/Ettlingen und Baden-Baden die
vorausgehende Mittlere Steinzeit (Mesolithikum
, ca. 9000-5000 v. Chr., s.S. 36),
die trotz zahlreicher Neufunde zusammenfassend
bisher nur von Egon Gersbach als
„Das mittelbadische Mesolithikum" in den
Badischen Fundberichten 19, 1951, S. 15 ff.
behandelt und teilweise vorgelegt wurde.
Funde der Altsteinzeit fehlen (S. 36) besonders
aufgrund der geologischen Bedingungen
, die entweder zu einer Zerstörung
durch Erosion oder einer tiefen Lage unter
späteren Sedimenten (und damit zu einer
geringen Auffindungschance) führten.

In der Spätbronzezeit (= Urnenfelderzeit,
ca. 1200—800 v. Chr.) vermehren sich die
Grab- und Siedlungsfunde deutlich. Den
erwähnten Stellen wären noch ältere Siedlungsfunde
von Rastatt-Rauental und Durmersheim
hinzuzufügen. Neuere Funde
sprechen auch für Siedlungsstellen auf den
Gemarkungen Otigheim, Rastatt-Niederbühl
und Bischweier (Lkr. Rastatt). Vor allem
durch Gräber ist die nachfolgende Hallstattzeit
belegt. Für die mutmaßlichen
„Fürstengräber" von Hügelsheim und Söllingen
werden Zusammenhänge mit einer
Wallanlage auf dem „Batten" bei Baden-
Baden vermutet (S. 46). Meines Erachtens
ist jedoch deutlich daraufhinzuweisen, daß
die genannte Wallanlage undatiert ist und
beispielsweise auch in das frühe Mittelalter
gehören könnte. Auch die recht große Entfernung
(ca. 12 km Luftlinie) von den Gräbern
muß doch zur Vorsicht mahnen;
naheliegender wäre es zunächst, Bezüge zu
dem im Elsaß gelegenen „Hexenberg", einer
eindrucksvollen Wallanlage mit hall-
stattzeitlichen Funden in etwa 8—9 km
Entfernung von den Gräbern, zu vermuten.
Die nahegelegenen hallstatt- und frühlate-
nezeitlichen Gräber von Hatten (Bas-Rhin),
Soufflenheim und Sesenheim mit ihren
Importfunden sowie das Grab von Iffezheim
(Lkr. Rastatt) mit seiner Schnabelkanne
bilden eine recht geschlossene
Gruppe, für die der Rhein nie eine Grenze
bildete. Das Zentrum der Ausübung von
„Herrschaft", der Mittelpunkt von Entwicklungen
, Handelsbeziehungen und Innovationen
, ist jedenfalls eher im agrar-
und verkehrsgeographisch günstiger gelegenen
Nordelsaß zu vermuten, für das das
rechtsrheinische Gebiet wohl nur ein „Anhängsel
" oder „Vorfeld" darstellte.

Die nach den heutigen hydrologischen Verhältnissen
auffällige Lage von Grabhügeln
im Niederungsgebiet (S. 46f.) gilt im übrigen
nicht für die Gräber von Hügelsheim,
Söllingen und Iffezheim, die allesamt auf
der trockenen Niederterrasse (Hochgestade
) liegen.

Etwas dichter — zumindest für die Region
nördlich von Karlsruhe — ist das Fundbild
der folgenden Latenezeit (5.—1. Jh. v.
Chr.). Die Funde sind bisher noch nicht zusammenfassend
veröffentlicht; oft ist ihre
Feindatierung innerhalb der über 4 Jahrhunderte
währenden Latenezeit nicht gesichert
. So wäre z. B. den Siedlungsfunden
vom Michelsberg bei Untergrombach genauer
nachzugehen.

Bereits im Tiefgestade liegt ein frühlatene-
zeitliches Gräberfeld bei Karlsruhe-Knielingen
.

Die meisten Siedlungsstellen dürften in die
Frühlatenezeit gehören; für die nachfolgen-

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