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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 80
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sich nicht auf die Schreiberin zurückführen lassen, noch von einer ersten
Konzeptfassung. Daß der Text bearbeitet wurde, läßt sich aus den klar nachweisbaren
Kompositionsprinzipien und seiner bewußten Stilisierung ableiten
.

Daß es sich um eine Schreiber//; handelt, wird aus f. 178r/24 deutlich.
Sie hat Gertrud noch persönlich gekannt:

Dis ist mir selber begegent mit ir / ich die dise legende zu dem ersten ge-
schriben hab [...].

f. 161v/ 5—10 schreibt sie:

dz ist mir selber dick vnd dick besehenen so ich sü an sach dz ich mich selber
von hertzen erbarmende wart dz ich mich so ser geverret hette von got
vnd ersüfizete von hertzen dar vmb vnd so sü joch niemer wort zu mir
gerette.

Die erste Niederschrift nach dem Bericht (oder nach Aufzeichnungen) von
Heilke muß bald nach Gertruds Tod erfolgt sein. Auch dafür gibt es mehrere
Hinweise; so heißt es etwa zu einer Person, über deren Leben Gertrud
eine Voraussage gemacht hatte:

wie sin ende n>z dz enweis ich rat er lebete dennoch do dis buch geschriben
wart (f. 198r/10-12).

Insgesamt ist die Lebensbeschreibung aus einer Offenburger Sicht der Dinge
erzählt: nicht nur erscheinen die in der Offenburger Umgebung handelnden
Textpartien farbiger, detail- und kenntnisreicher, finden sich mehr
Personen aus Gertruds Umgebung, sondern diese Personen treten auch
deutlicher hervor als jene der Straßburger Zeit, die in der Schilderung ganz
allgemein blasser erscheint, obwohl der Aufenthalt in Straßburg der Abfassungszeit
viel näher lag als die erste Offenburger Periode und immerhin an
die sieben Lebensjahre umfaßte.

Es ergibt sich der Eindruck, daß die Schreiberin die Offenburger Gegebenheiten
weit besser gekannt hat als die Straßburger. Aber natürlich spiegelt
sich darin zugleich die Sichtweise Heilkes.

Wie Gertrud und Heilke war auch die ,erste' Schreiberin vermutlich nicht
lateinkundig, muß aber, wenn der formale Aufbau des Textes auf sie zurückgeht
, beachtliche literarische Bildung besessen haben. Wer könnte sie
gewesen sein? Naheliegend wäre, sie in der Offenburger Beginengemein-
schaft zu vermuten, welcher die beiden Frauen doch angehörten, jedenfalls
— gewissen literarischen Motiven entsprechend — in franziskanischer Umgebung
. Das Offenburger Franziskanerkloster kommt wegen der Schreibe-
rin aber nicht in Betracht; ein Klarissenkloster gab es in Offenburg nicht.

Daß der Text in einem Kloster oder einer Beginengemeinschaft der Stadt
oder Umgebung von Offenburg entstanden ist und dort vor allem vorgelesen

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