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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 81
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wurde, darauf weisen die lokale Gebundenheit und die Höreransprachen;
auch das Andenken, das bei den Mitschwestern der Gemeinschaft und in
Gertruds näherer Umgebung sicher am längsten und natürlichsten bewahrt
wurde, legt diesen Schluß nahe.

Zwar kann man eine Schreib- und Abschreibtätigkeit aufgrund fehlender
urkundlicher Belege für die Offenburger Gemeinschaft nicht nachweisen,
Brigitte Degler-Spengler hat aber gezeigt, daß in Basel Beginen ihren
Lebensunterhalt sehr wohl auch als Schreiberinnen verdienten.25 Ähnlich
wie dort könnte eine solche Schreib- und Abschreibtätigkeit auch in Offenburg
bestanden haben. Nach der Herkunft der Beginen zu schließen26, ist
eine so hohe literarische Bildung in ihren Kreisen von vornherein aber nicht
zu erwarten, sie verweist vielmehr auf ein Kloster.

Wenn auch einige Motive des Textes typisch franziskanisch sind (Gertruds
Tierliebe etwa oder die Betonung der Krankenpflege) und sich kaum in Do-
minikanerinnenviten finden, spricht doch vieles für eine Entstehung oder
die Bearbeitung einer in der Beginengemeinschaft entstandenen Vorstufe
des Textes im Offenburger Dominikanerinnenkloster St. Marien (s. u.) —
das in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts sehr wahrscheinlich noch bestanden
hat —, umso mehr, als Gertrud zu diesem Kloster anscheinend gute
Beziehungen pflegte27.

Auch wie der Text dann nach Straßburg kam, wäre einleuchtend: Wie St.
Marien war auch St. Nikolaus ein Dominikanerinnenkloster, und der Transfer
ist naheliegend, sei es, daß der Text zum Abschreiben dorthin entlehnt
wurde, sei es, daß er nach der Auflösung des Offenburger Konvents dorthin
gekommen war. Gertrud und Heilke hatten ja auch in Straßburg gelebt, und
die Vita war neben dem allgemein religiösen auch von lokalem Interesse.
Möglicherweise wurde sie in St. Nikolaus, wie damals üblich, im Zuge der
Abschrift (erneut) bearbeitet.

Die Überlieferung der Lebensbeschreibung

Die Lebensbeschreibung Gertruds von Ortenberg (GvO) hat sich, soweit
bisher bekannt, in nur einer Abschrift des 15. Jahrhunderts erhalten; die
Überlieferung ist insofern typisch für Texte der Mystik am Oberrhein, welche
zum größten Teil nur in späteren Abschriften dieser Zeit überliefert
sind28.

Da es sich um eine Abschrift handelt — zu erkennen vor allem an der Art
der Verschreibungen —, ist sicher, daß es auch weitere Textzeugen gegeben
hat. Sichere Aussagen über eine Verbreitung des Textes über die Gegend
des Oberrheins hinaus sind aber nicht möglich.

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