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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 82
(PDF, 143 MB)
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Nonnenliteratur ist nicht nur einzig durch Überlieferung erhalten, sondern
ist vor allem auch selbst wesentlich Überlieferung29, die Frage der „Echtheit
" des Einzelwerks unter dem Aspekt der Verfasserfrage kann damit außer
acht gelassen werden; das Hauptaugenmerk der Untersuchung gilt dem
Werk als solchem in der Form, in der es überliefert ist. Ob eine Aussage
von der Verfasserin der ersten Niederschrift stammt oder von einer späteren
Kopistin oder Redaktorin, bleibt jeweils erst zu untersuchen.30

Durch die fehlende Parallelüberlieferung ist auch ein Einblick in den Bearbeitungsprozeß
und die Entwicklungsstadien des Textes im Zuge des (wiederholten
?) Abschreibens nicht möglich. Die Vita scheint — als einzelnes
Denkmal betrachtet — vollständig zu sein (soweit die ihm innewohnenden
formalen Eigenheiten wie Symmetrie und das thematische Aufbauprinzip
der Stufen des mystischen Weges ein Urteil darüber erlauben). Größere
Lücken sind nirgends zu erkennen (mit einer eventuellen Ausnahme, f.
19W16f., wo aber kaum mehr als eine Zeile fehlt).

Die historische Gertrud von Ortenberg

Gertrud stammt aus der Familie von Ortenberg und wurde auf der Burg
gleichen Namens geboren, f. 134r / 8 und 16f. lassen annehmen, daß die
Burg Ortenberg schon damals, in den 1270er Jahren Sitz mehrerer Ganerbengeschlechter
war.

Nach dem Aussterben der Zähringer gehen die von ihnen auf der Burg angesetzten
Dienstmannen in der Reichsministerialität auf. Vogt Reinbold und
seine Söhne, von denen einer Walther genannt wird, sind die ersten namentlich
bekannten Burgmannen auf Ortenberg, die sich von da an bis ins
15. Jahrhundert verfolgen lassen.31

Sowohl Ortenberg wie auch Staufenberg, die Ullenburg und die Schauenburg
gehörten ursprünglich zum Bamberger Fürstenlehen32, und es waren
ehemalige Ministerialenfamilien der Zähringer dort ansässig; alle Hauptpersonen
der Vita entstammen solchen Ministerialenfamilien.

Größere Bedeutung hat das Ministerialengeschlecht von Ortenberg nicht erreicht
. Da es in ein Altsiedelland mit bereits vergebenen Besitz Verhältnissen
gesetzt worden war, blieb ihm die Möglichkeit, sich durch Landrodung
einen eigenrechtlichen Herrschaftsbezirk aufzubauen, von vornherein
verschlossen. Als mit dem zunehmenden Zerfall der Reichsgewalt die
Reichsdienstmannen ihren Rückhalt beim König verloren, mußten sich die
Ortenberger Burgleute in fremden niederen Dienstverhältnissen verdingen,
in denen sie langsam verschwanden.33

In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts sitzen noch immer die Nachkommen
der einst wahrscheinlich von den Zähringern angesetzten Dienstmannen
auf der Burg, die als Wappen den Reichsadler führen34.

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