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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 85
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Verwandte der Seitenlinie handeln (daß der ,,meger" nicht ein ,,rehter"
Bruder gewesen ist, nehme ich auch deshalb an, weil GvO in der Regel zwischen
den Verwandtschaftsgraden recht genau unterscheidet: fast immer
heißt es: ,,halp ir bruder", ,,ir rehte swester" usw.).

Es bleibt somit zwar offen, ob die bei Gertrud (Rickeldey) vorsprechenden
Verwandten Erkenbold und Cunrat hießen und ob in Cunrats Besitz auch
der Hof Gertruds (Rickeldey) gewesen ist (vielleicht sogar unter den
1332/33 verkauften Gütern), aber es ist so gut wie sicher, daß die in den
Verträgen erscheinenden Personen Verwandte von Gertrud Rickeldey sind.

Gertruds Leben realhistorisch gesehen

Der Versuch, aus GvO die realhistorischen biographischen Grundlagen zu
erstellen, bedeutet, das Leben einer historischen Person aus einem Text zu
rekonstruieren, dessen Absicht es nicht ist, eine historische Existenz (in unserem
Sinn) überhaupt darzustellen — wiewohl er eine solche zum Ausgangspunkt
hat.44

Der äußere Lebenslauf erscheint in der Vita nur in den Hauptelementen. Ihr
inhaltlicher Schwerpunkt liegt auf inneren Ereignissen, auf den Erlebnissen
der ,,sel" und deren Weg zu mystischer Vollkommenheit.

Daß die Beschreibung eines Lebens in Texten dieser Art dazu dient, mystische
Lehre zu vermitteln45, bedeutet in der Praxis die mannigfache Überlagerung
der zugrundeliegenden Lebensgeschichte mit typologischen
Strukturen und (Be)deutungsmustern der mittelalterlichen Heiligenlegende.

Einem Großteil der Ergebnisse dieses Abschnittes ist deshalb im historischen
Sinn nicht mehr als eine gewisse Wahrscheinlichkeit zuzubilligen.
Die jeweiligen in GvO enthaltenen biographischen Elemente sind zuerst auf
ihre Bedeutung innerhalb des literarischen Gefüges und der Aussageabsichten
des Textes zu befragen. Realhistorische Gegebenheiten lassen sich daraus
erst in zweiter Linie und oft nur indirekt ableiten.

Jahreszahlen kommen nicht vor und sind nur durch Vergleich der im Text
gegebenen relativen Zeitangaben mit dem in den Annalen des Franziskanerklosters
überlieferten Todesdatum Gertruds zu errechnen.

Neben dem Todesdatum, dem 23. Februar 133546, ist der Beginn des Zusammenlebens
mit Heilke, der im Text sehr oft als Grundlage für Zeitangaben
dient, Ausgangspunkt für die Errechnung der Jahreszahlen. In f.
145v/12 wird mitgeteilt, daß dieses Zusammenleben 30 Jahre und 28 Wochen
gedauert habe; es begann also Mitte August 130447.

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