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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 86
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1991/0086
Äußerer Lebenslauf und Vermögensverhältnisse

Gertrud von Ortenberg wurde vermutlich zwischen 1275 und 1285 auf Burg
Ortenberg geboren. Da weder das Alter überliefert ist, in dem sie starb,
noch GvO an irgendeiner Stelle Angaben über ihr jeweiliges Lebensalter
macht, kann man das Geburtsdatum nur erschließen. Nimmt man an, daß
sie zum Zeitpunkt ihrer Hochzeit zwischen 15 und 25 Jahre alt war, so muß
sie in den späten 70er oder frühen 80er Jahren des 13. Jahrhunderts geboren
sein und war bei ihrem Tod 50 bis 60 Jahre alt.

Ihr Vater Erkenbold war auf Burg Ortenberg ansässig. Er hatte nach dem
Tod seiner ersten Frau eine Freiin von Wildenstein geheiratet, und wie
schon aus der ersten Ehe, gingen auch aus der zweiten mehrere Kinder hervor
. Bald nach Gertruds Geburt starb Erkenbold, und zwei Jahre darauf
ging ihre Mutter wieder zurück zu ihren Verwandten. Nicht lange danach
starb auch sie (f. 133r/5—133v/10).

Der Vita nach wird das Waisenkind von den Stiefgeschwistern hart und
grausam erzogen, allein ein Stiefbruder ist ihm besser gesinnt (f.
133v/31f.). Schließlich gibt man es zu einem Bauern in der Nähe der
Burg, der sich Freitag nennt (f. 176r / 7ff.).

Es ist schwer, sichere Aussagen über diese Kindheit zu machen, da die hier
auftauchenden Motive des Leidens zugleich ein erster typologischer Zug
der Gattung sind (was nicht heißen muß, daß sie nicht auch der historischen
Realität entsprochen haben können).

Da ihr Bruder das gesamte Erbe durchbringt, steht die Halbwüchsige ohne
materielle Absicherung da (f. 135v/2ff.), wodurch ihr der Eintritt in ein
Kloster verschlossen bleibt.

Ritter Rickeldey von Ullenburg nimmt sie nach dem Tod seiner ersten Gattin
schließlich mittellos zur Frau (1297?). In vier Ehejahren hat sie vier Kinder
, und als danach der reiche Rickeldey stirbt, kommt sie in den Genuß
seines Vermögens und damit einer gewissen Unabhängigkeit, die sie sich
(dem Widerstand ihrer Verwandtschaft zum Trotz) damit zu schaffen weiß.

Schon in ihrer Kindheit hatte sie engen Kontakt zu einer frommen Frau gehabt
(wieder ein Topos der Gattung), später auf der Ullenburg hatte sie bereits
Beziehungen zu Geistlichen gepflegt (anscheinend Mitglieder der
Bettelorden). Kurze Zeit nach dem Tod ihres Mannes (1301 oder 1302) tritt
sie in die Offenburger Beginengemeinschaft ein. Ihr Eintritt gerade in die
Offenburger Gemeinschaft wird nicht näher begründet — Anhaltspunkte
dafür sind die Bekanntschaft mit einer dort lebenden Begine und vielleicht
die Tatsache, daß Witwen in Straßburger Gemeinschaften anscheinend nicht
aufgenommen wurden48 —, das Vermögen für einen Klostereintritt wäre
nun jedenfalls vorhanden gewesen.

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