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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 88
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noch näher auf sie einzugehen. Die Zeit von 1327 bis 1335, dem Todesjahr
Gertrud Rickeldeys, verbrachten die beiden Beginen in Offenburg, in der
schon einigermaßen etablierten Beginengemeinschaft.

Auffällig ist die fehlende Beschreibung von Gertruds Tod, ein ansonsten
breit ausgeschmückter, fester Bestandteil der Gattung.

Das Grab befand sich im Offenburger Franziskanerkloster und wurde wohl
zugleich mit diesem 1689 durch die Franzosen zerstört.49 Die Chronik
Müller / Tschan hebt den großen, sehr hohen Grabstein hervor.50 Darauf
war Gertruds Bildnis zu sehen und die Inschrift lautete: „Anno
MCCCCXXXV [!, richtig: MCCCXXXV], VII Kalendas martij, hoc clau-
debatur antro Domina Gertrudis legitima cowsors quondam Domini Rickel-
degein virtutum cultrix, Offenburg Missis, precibus, pluribus protegens ä
periculis. Fac amplius precamur".51

Es ist nicht bekannt, welche Art Bildung Gertrud genossen hat. Berichtet
wird allein von einer auf der Burg wohnenden frommen Frau, durch die sie
in ihrer Kindheit die Heilsgeschichte kennengelernt hatte.

Erst sehr viel später wird erwähnt, daß Gertrud der deutschen Schrift mächtig
war (f. 235v/23) und sogar Bücher besaß (f. 200r/9f.). Da eventuelle
Schulbildung nicht im Interessensfeld hagiographischer Literatur liegt, ist
es nicht erstaunlich, daß die Vita über den Erwerb dieser Fähigkeiten
schweigt. Die Realität ist auch in diesem Punkt vom Idealtypischen nur
schwer zu unterscheiden.

Gertruds Charakter sei sanft gewesen, und sie war immer freundlich zu den
Menschen51". Als unwillig wird sie nur gegenüber ihren Verwandten, aber
auch gegenüber unerwünschten Besuchern gezeigt. Wieder fällt die Trennung
der Realität von den musterhaften typologischen Vorgaben schwer.

Gertruds Hauptbetätigungsfeld war wohl die Offenburger Beginengemeinschaft
. Ihr Einfluß auf die Umgebung lag sicher vor allem in ihrer Vorbildwirkung
. Berichtet wird von Krankenpflege und Tätigkeit im Spital (f.
163r/14—164r/12), von ihren häufigen Kirchenbesuchen, von Versuchen,
einander verfeindete Familienmitglieder zu versöhnen (f. 177v/29—179v7
24), die Leute zum Beten zu bewegen (f. 165r/32—165v/13), von Fürbitten
für die Stadt und dem Sammeln von Almosen zu diesem Zweck (f.
165r/4—18). Es ist gut möglich, daß man in ihr eine Art ,Heilige' sah52.

Gertrud als Regelmeisterin?

Zu fragen ist auch nach der Stellung Gertruds innerhalb der Beginengemeinschaft
. Es ist zwar aus GvO nicht eindeutig nachzuweisen, erscheint

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