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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 99
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äußeres Zeichen der Heiligkeit und als bildlicher Ausdruck der Abkehr von
der ,welte' ist er konstituierendes Charaktermerkmal und fester Bestandteil
des Typus.

Historisch gesehen könnte die fehlende Begründung aber auch darauf hinweisen
, daß die Ablegung der Drittordensgelübde durch die Beginen damals
schon als der Normalfall betrachtet wurde.

Möglicherweise hängt der unverzügliche Eintritt in den Terziarinnenorden
aber auch damit zusammen, daß Gertrud Witwe war. (In Straßburg etwa
war die Aufnahme von Witwen in Beginenhäuser untersagt, unter allen
Straßburger Beginen ist nach Phillips nur eine einzige Witwe nachgewiesen
.115)

Auch einige weitere Male ist in der Lebensbeschreibung von , Regelschwestern
' die Rede; die häufigere (und auch in den Dokumenten der Zeit üblichere
) Bezeichnung der Beginen ist , (gewillige) arme Schwestern', die eine
nähere Bestimmung nicht erlaubt.

Die Offenburger Beginen waren wohl mehrheitlich, wenn nicht zur Gänze,
dem Dritten Orden des hl. Franziskus inkorporiert. Die Organisation muß
trotz eines im ersten Drittel des Jahrhunderts sicher noch fehlenden einheitlichen
großen Gemeinschaftshauses in der — verglichen mit Straßburg —
kleinen Stadt leicht überschaubar gewesen sein.

Unsere Handschrift läßt annehmen, daß die Franziskaner — anders als in
Straßburg oder Basel116 —, dem Beschluß von Colmar entsprechend, auch
in Offenburg nicht erst seit den Verboten und Verfolgungen von 1317—1319,
sondern wahrscheinlich schon vom Beginn ihrer Seelsorgetätigkeit an auf
eine Aufnahme der Beginen in den Dritten Orden hingearbeitet oder ihre
Betreuung von einer solchen abhängig gemacht hatten.

Ein weiterer Grund für dieses konsequente Vorgehen könnte ein schlechter
Ruf bereits vor der Berufung der Franziskaner bestehender und seelsorglich
kaum betreuter Frauengemeinschaften gewesen sein und in seinem Gefolge
ein gewisses Mißbehagen der Bevölkerung — und des Rates — diesen gegenüber
. 116a

Daß es auch in Offenburg sehr enge Beziehungen der Beginengemeinschaf-
ten zu den Barfüßern gab, zeigt sich besonders in dem hohen Stellenwert,
der den Franziskanern in GvO in jeder Hinsicht zukommt.

Die Betreuung der Beginen durch die Bettelorden und nicht durch den
Pfarrklerus war allgemein üblich; das nahe Verhältnis der Terziarinnen hatte
sich aus der Entstehungsgeschichte des Dritten Ordens ergeben117. Innerhalb
des Textes spiegelt sich das vor allem darin, wie oft von den ,Brüdern'
und ihrer Kirche die Rede ist — während die Pfarrkirche kein einziges Mal
erwähnt wird.

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