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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 106
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— Zum Haus gehörte vielleicht ein kleiner Hof (mit Garten?) und wahrscheinlich
auch ein Stall.

Sü stunt eines moles an ir tür / vnd hette sich gekert in ein kleines hbffelin /
vnd ein gertelin wz an dem huse (f. 189v/13ff.).

Die Beginenhäuser waren außen durch gemalte oder steinerne Kreuze
gekennzeichnet153; über die Aufteilung der Räume innerhalb der Häuser ist
nichts bekannt154.

Es scheint, daß Gertrud und Heilke ihre Kammern im Ober- oder Dachgeschoß
hatten. Das Haus war offenbar in schlechtem Erhaltungszustand:

es wz ein altes böses hüselin do sü do zu mol jnne worent vnd logent sü
oben vf vnd fürte sü jungfrowe heilk herabe vmb ir notdurft in einen stal
(f. 147v/30-33).

— Sie haben ständig auch Dienstboten zu ihrer Verfügung155. Das Vorhandensein
von Dienstboten war bei Beginen adeliger Abstammung oder bei
Herkunft aus dem städtischen Patriziat und Bürgertum — den wirtschaftlich
und sozial besser gestellten Bevölkerungsschichten also — keine Seltenheit.
Oft waren die Bediensteten auch ihrerseits Beginen.

Die Arbeit als Hausbedienstete war eine der von wirtschaftlich schlechter
gestellten Schwestern genutzten Möglichkeiten, für ihren Lebensunterhalt
zu sorgen; sie waren in bürgerlichen Familien ebenso zu finden wie bei Beginen
, die aus den höheren Gesellschaftsschichten stammten.

Es ist sehr wahrscheinlich, daß neben dem Zusammenwohnen mehrerer
Frauen aus wirtschaftlichen Gründen, dem gemeinsamen Visitator, gleicher
Weltanschauung usw., auch solche Dienstverhältnisse am Ursprung der ersten
Gemeinschaften standen.156

— Bemerkenswert ist vor allem der Abschnitt f. 238r/12—18 bis zum Ende
der Vita, wo die beiden nach ihrer Rückkehr aus Straßburg — und nachdem
sie bereits selbst ein Häuschen am aller besten vnd heimlichsten ende in der
stat [Offenburg] gemietet haben (f. 238v /1) — von zwei alten Terziarinnen
eingeladen werden, zu ihnen zu ziehen, um sie — gegen Übergabe ihres
restlichen Besitzes — zu versorgen und zu pflegen.

Die Stelle zeigt sehr realistisch die Art der Entstehung einer solchen Gemeinschaft
auch aus ökonomischer Zweckmäßigkeit und aus den Forderungen
des Alltagslebens.

Die Entstehung der Offenburger Samnung(en), wie sie später in den Urkunden
erscheint (erscheinen), war insgesamt wohl jenen von Straßburg und
Basel sehr ähnlich157, wo ebenfalls am Anfang die Zahl der einzeln oder in
kleinen Gruppen lebenden Beginen jene in den Gemeinschaften weit übertraf
. Dies entspricht etwa dem Entwicklungsstand, wie er sich in unserem
Text spiegelt.

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