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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 185
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Gibt es da etwa einen Zusammenhang mit dem Zuständigkeitsstreit zwischen
dem Abt und der Stadt, der sich von mindestens 1469—1498 hinzog?
Die Stadt Zürich schlichtete den Streit am 5. 9. 1498, demnach kurz vor dem
Regierungsantritt des neuen Abtes, also des Daniel von Winkelsheim, dem
man den Mißbrauch des Stadtsiegels ja nicht anlasten konnte, dessen
Wappenmaler, einem Steiner Bürger, aber der feine Unterschied nicht gegenwärtig
gewesen wäre. Die Klage- und Schlichtungsschriften sind sprachlich
so zweideutig, daß wir das Thema hier als abgewickelt ansehen sollten.
Wenden wir uns lieber dem Heiligen so zu, wie er in der Ottenau populär
geworden ist.

Dem Problem der beabsichtigten oder zufälligen Unterscheidung zwischen
St. Georg zu Fuß und zu Pferde begegnet der Wißbegierige nochmals, und
zwar wohl wieder in der Konkurrenz zwischen geistlicher und weltlicher Instanz
, nämlich in St. Georgen im Schwarzwald.15 Die ältesten Siegel der
Marktgerechtigkeit, die dem Kloster vom römisch-deutschen König Maximilian
I. unter dem 21. August 1507 verliehen worden ist, sollen ,,ohne
Zweifel"16, dem Siegel der klösterlichen Ding-, Keller- oder Kerngerichte
zu St. Georgen nachgebildet sein. Sie zeigen den Heiligen, das Untier niedertretend
und mit der Lanze in den Rachen stechend, gerüstet und den
Kreuzschild ähnlich zur Seite haltend wie in den ältesten Klostersiegeln von
Stein am Rhein, nur um mehrere 100 Jahre später und dementsprechend ungeschickter
. Erst mit der Erhebung der Gemeinde vom Marktflecken zur
Stadt am 17. 12. 1891 wurde der Heilige beritten und hatte dann keine Hand
mehr für den Kreuzschild frei.17

War ihm erst einmal die Qualifikation als Retter zuerkannt, so konnte es
nicht ausbleiben, daß er, entsprechend dargestellt, also zunächst gekleidet,
dann gerüstet, schließlich beritten wurde. Hier ist nicht der Ort, sämtliche
kunsthistorischen Zeugnisse aufzuzählen, die ihn im Bewußtsein der Gläubigen
zu verankern beitrugen. Berühmt ist z. B. die Reiterstatue von Bernt
Notke aus dem Jahre 1489 im Dom Storkyrkan zu Stockholm; uns liegt aber
näher Schongauers Hälfte der um 1460 entstandenen Tafel im Colmarer
Museum Unterlinden.

In dieser vollständigen Ausrüstung, also mit Harnisch, Helm und Lanze
wird der Heilige bevorzugt so dargestellt, daß er einem von seinem Roß zu
Boden getretenen Drachen die Lanze in den Rachen oder in ein Weichteil
rammt, wobei der flatternde Mantel das Ungestüm des Vorganges akzentuiert
.

Der Kreis Ortenau ist ja bekanntermaßen nicht die einzige Körperschaft, die
den Heiligen als heraldisches Sinnbild in Anspruch nimmt. Es schließt sich
hierbei der Heraldik des Kantonsbezirks Ortenau der Reichsritterschaft an.

Die Reichsritterschaft in der Ortenau. Überbleibsel alt-feudal-hierarchischer
Strukturen, war in Kantone gegliedert, von denen jeder ein roman-

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