Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 186
(PDF, 143 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1991/0186
tisch-heraldisches Sinnbild bewahrte, das an die einstigen Turniergenossenschaften
der Spätblüte des Mittelalters erinnerte.

Es wäre verführerisch, darauf einzugehen. Aber bleiben wir beim Thema.
Im deutschsprachigen Südwesten kommt der Heilige Georg, wie erwähnt,
als Stadtwappen noch vor in Stein am Rhein; seine Verwechslung mit berittenen
Kriegern kann viele Gründe haben, am bekanntesten der heute hochgeachtete
Ritter im Wappen der Dithmarschen, der eigentlich den Sieg der
berittenen Dänen gegen die freiheitsdurstigen Dithmarscher Bauern (1555)
verewigen sollte, oder der St. Georg im Stadtwappen von Moskau, der eigentlich
eine Metamorphose des berittenen Großfürsten, später Zaren von
Moskau ist.

Eine andere Verwechslung passiert auch gelegentlich mit dem himmlischen
Konkurrenten, dem Erzengel Michael, der ebenfalls einen Drachen besiegt.
Beide Helden versinnbildlichen den Sieg des Guten über das Böse, nicht
nur im Sinne des realen Rechts über das Unrecht, sondern vielmehr den
psychischen Wettstreit innerhalb jedes Menschen zwischen Gut und Böse,
Lust und Sünde. Der Erzengel Michael hat auch mehrfach eine heraldische
Funktion zu erfüllen, so in Brüssel als Stadtwappen und in Archangelsk, also
in Nordrußland, in Übereinstimmung mit dem Ortsnamen.

St. Georg, das sei schließlich noch erwähnt, kann sich auch abstrakt manifestieren
, nämlich in einem roten Kreuz auf weißem Grund, also in der Fahne
, die im Mittelalter dem auferstandenen Erlöser als Siegeszeichen
beigegeben wurde, so in Barcelona und in England, wo St. Georg zum Landespatron
aufgestiegen ist, die historische Landesflagge und heute das Mittelstück
des weltbekannten Union Jack geworden ist.

In Großbritannien vereinigen sich die Funktionen von Michael und Georg
in dem Ritterorden, der im Jahr 1808 in Verbindung mit der Eingliederung
der Johanniter-Insel Malta gestiftet worden ist.

Weitere kommunale St.-Georgs-Wappen

Wenn wir uns, auf den Geschmack gebracht, in unserem weiteren Vaterlande
nach kommunalen St.-Georgs-Wappen umsehen, bemerken wir einen aus
der gängigen Literatur erkennbaren ähnlichen Typusunterschied.18

Als Norm kann heutzutage der Heilige zu Pferde, den Lindwurm mit der
Lanze niederstechend, nimbiert, aber ohne Behinderung durch den Kreuzschild
, gelten.

Es würde den Rahmen dieses bescheidenen Beitrags zum Erscheinungsbild
des Drachentöters, als eines Symbols für den Sieg des Guten über das Böse,
sprengen, wenn hier genauestens untersucht würde, inwieweit die Entwicklung
mit einem Übergang aus einem stehenden Ritter St. Georg zu einem

186


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1991/0186