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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 189
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vorkommt. Farbige Wappenabbildungen aus der Zeit von 1565 bis 1625
schmücken die Szenerie mit der im Hintergrunde auf einem Berge betenden
Prinzessin aus.22

Das Wappen der Stadt Gößnitz in Thüringen dürfte an die Abhängigkeit des
Dorfes Gößnitz vom St.-Georgen-Stifte auf dem Schlosse zu Altenburg zurückgehen
und erst im vorigen Jahrhundert ausgestaltet worden sein.23

Auch die ältesten Siegel von Mansfeld reichen für unsere Fragestellung
nicht weit genug zurück. Interessant ist nur, daß Georg, der ja nach der Legende
ein geborener Graf von Mansfeld gewesen sein soll, den Drachen mit
dem Schwert den Todesstoß gibt, nachdem ihm die Lanze zerbrochen ist.24

Auch für Schwarzenberg im Erzgebirge ist das älteste Datum relativ spät,
nämlich 1483; Georg kämpft hier zeitweilig mit dem Schwert.

In der Chronik für Nebra wird die Legende des heiligen Georg mit einer
Erinnerung an die Belagerungszeit im Jahre 1341 verknüpft, ohne im Wappen
in Erscheinung zu treten. Aus der Prinzessin auf dem Berge wurde eine
Jungfrau, die am Brunnen für die Belagerten in der Burg Wasser schöpfte
und dabei Gefahr lief, von einem Drachen verschlungen zu werden. Als
klassischer Turnierritter erscheint Georg zu Pferde mit der Kreuzfahne und
dem Kreuzschild am Arm in einem Siegelabdruck von 1324, eine für das
späte 14. Jahrhundert einmalige Gestaltung.

Auf den archaischen Urtypus geht das gültige Wappen von Eisenach zurück
, das gegen Ende des vorigen Jahrhunderts noch eine Diskussion über
die Identität des Schutzheiligen der Stadt entfacht hat25, welche deutlich
vor Augen führt, wie schwer die Identifizierung von Heiligen zu einem
Zeitpunkt war, als Heraldik und Kunstgeschichte als Wissenschaften noch
unterentwickelt waren. Die Eisenacher Stadtsiegel hat A. Peter, Eisenach
1897, (42 Seiten, mit 2 Tafeln), veröffentlicht; trotzdem war die Stadtverwaltung
1913 in Verlegenheit, als sie eine „ästhetische Darstellung des Eisenacher
Stadtwappens" für einen Sitzungssaal in Weimar vorlegen sollte.
Daraus entwickelte sich das gültige Stadtwappen nach der Zeichnung von
Adolf Matthias Hildebrandt, dessen etwas süßlicher Gestaltung Otto Hupp
in der Kaffee Hag-Sammlung (Thüringen, Nr. 17) eine mit dem ältesten Siegel
besser übereinstimmende Formgebung entgegen hielt.

Wie leicht der Heilige Georg mit dem Erzengel Michael verwechselt werden
kann, deutet auch ein Aufsatz ,,Neues zur hessischen Patrozinienkun-
de"26 an. Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich der Drachentöter auf
dem Pfarrsiegel von Kirchhain 1238 nämlich als St. Cyriacus.

Derartige Problematiken veranlassen uns, auf die Konkurrenz zwischen
dem Erzengel Michael und dem Ritter St. Georg hinzuweisen. In deutschen
Ortswappen haben wir Michael angetroffen bei: Appenweier, Buttstädt,
Dormagen, Forchtenberg, Jena, Ludwigsstadt, Ohrdruf, Schopfheim,
Thüngersheim, Zeitz.

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