Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 216
(PDF, 143 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1991/0216
ach Unterbannherr. Die Begehung seiner Grenzen erfolgte deshalb unter
Beteiligung von hanauischen und klösterlichen Beamten. Im Frühjahr 1741
stellten die beiderseitigen Verwaltungen fest, daß es höchste Zeit wäre, wieder
einmal diese Grenze zu kontrollieren, da der letzte Grenzuntergang
bereits 1713 stattgefunden hatte. Da viele der Grenzsteine umgefallen und
eingeschlagene Pfähle verfault waren, beschlossen die beiden Bannherrn,
nicht nur einen üblichen Untergang zu machen, sondern gleich eine stattliche
Reihe von 84 neuen Steinen zu setzen. Das geschah auch Anfang Mai
1741 unter Beisein hanauischer Beamter von Lichtenau und des Herrn Pater
Augustin vom Kloster Schwarzach. Der Bürgermeister Koch von Ulm meldete
dieses Geschehen am 3. 5. 1741 den badischen Beamten zu Stollhofen
und setzte hinzu, „daß ihm die Sache (wegen der Beseitigung der alten Steine
mit den Dorfzeichen) besonders zu Herzen ginge". Die badische Verwaltung
hielt es für richtig, die Affäre aufzubauschen und sie als einen
„Angriff auf die Gerechtigkeit der 4 armen Gemeinden" (die abtsstäbi-
schen Waldgenossen Schwarzach, Ulm, Greffern, Moos) zu interpretieren
mit der Versicherung, man werde sich „Ulm aufs Kräftigste annehmen".
Das war eigentlich ein verdeckter Versuch, Mißtrauen zwischen dem Kloster
und seinen Untertanen zu säen nach dem Motto: Seht, das Kloster verrät
euere vitalen Interessen. Ja, man unterstellte dem Grafen von Hanau,
alleiniger Bannherr im Fünfheimburger Wald werden zu wollen. Nur der
Schwarzacher Bürgermeister hatte sich nicht „gleich andern movieret...
weil derselbe allzugut klösterlich, und die übrige Schwarzacher Gemeind zu
stark intimitieret ist". Die Schwarzacher kannten den Abt sicher persönlich
und ließen sich ihren Blick nicht vernebeln.

Jedenfalls erhielt der Stollfhofer Amtmann Louis Hornus am 4.5. 1741 von
Rastatt den Befehl, „sich mit genügsamer Mannschaft zu versehen die clan-
destine (heimlich) neuerlich gesetzten Steine herausnehmen und cassieren
(einziehen) zu lassen." Louis Hornus traf auch die nötigen Vorbereitungen,
und was sich dann zutrug, war ein bühnenreifes Stück:

In der Nacht zum 9.4. 1741 trafen sich gegen Mitternacht 180 Bauern aus
den Dörfern Sandweier, Hügelsheim, Söllingen und Stollhofen in der „Krone
" zu Stollhofen ausgerüstet mit Reithauen, Pickeln, Äxten und eisernen
Schlaghämmern. Gegen 1 Uhr nachts brach die Truppe auf und erreichte
auf Umwegen (Umgehung der Dörfer Schwarzach und Ulm?) den Tatort an
der besagten Westgrenze des Genossenschaftswaldes. In einer Stunde war
die Arbeit getan, und alle 84 Steine waren herausgerissen und zerschlagen.
Mit beginnender Morgendämmerung trat man den Rückweg an. Am Ende
seines Berichts über den nächtlichen Akt meinte der Stollhofer Amtmann:
, ,Wie nun das Kloster samt den Hanauischen blitzen und ersteres... in
Wetzlar deswegen zu movieren suchen wird, ist sich leicht vorzustellen."
Die badische Regierung meinte, die Steinzerstörung sei , ,der Hanauischen

216


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1991/0216