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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 262
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ner aufgelassenen Grundherrschaft der Abtei zu einem ritterschaftlichen
Territorium verfestigt worden. Der für die Frühzeit Hottenwylers indirekt
erschlossene Befund negativer Grundherrschaftsverschiebung im spätmittelalterlichen
Klosterbereich gewinnt damit weitere Plausibilität. Dazu
trägt letztlich auch das Fehlen einer eigenen Pfarrei bei. Schon mehrfach
hatte Gengenbach auch in anderen Gebieten auf die Errichtung selbständiger
Seelsorgebezirke verzichtet, um nicht mit den Hoheitsansprüchen anderer
Herren in Konflikt zu geraten.34

In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts wird die Entwicklung und Struktur
des Dorfes etwas greifbarer. Eine erste Erwähnung Hottenwylers nach
1356 im Zuge eines Korngültkaufes des Klosters Schuttern in Ichenheim
nennt als Anstößer den ,,Hof zu Hotenwilre dem man spricht der schullehren
Hof'35. Für 1368 wird der Aufenthalt von 13 Familien, etwa 70 Personen
im Dorf bezeugt.36 Zur gleichen Zeit werden für den Weiler sowohl
eine Allmende als auch eine verkehrsmäßige Anbindung nachgewiesen, da
die Lage eines dem Kloster Schuttern gehörenden Waldes mit „stosset auf
den trussen und uff den heeerweg an der von Hotenwilre almend"37 erläutert
wird.

Mit den vorliegenden Quellen kann man davon ausgehen, daß die Zeit um
1360 einen Höhepunkt in der Entwicklung des Dorfes darstellt. Die Bezeichnung
,,Schullehren Hof" darf dabei nicht stören. Sie verweist in der
Zeit der ausgebildeten klösterlichen Grundherrschaft nicht mehr auf eine
Siedlungs- sondern auf eine Verwaltungseinheit, die als grundherrlicher
Hof weniger Ding- denn Zehnthof war.38 Als eine zu dieser Zeit noch der
Kleinkammerei in Ichenheim vorgeschaltete Stelle wurden hier die Abgaben
der zu Hottenwyler zehntpflichtigen Bauern gesammelt. Daß es sich dabei
um einen reinen Wirtschaftshof (Meierei) des Klosters und nicht um den
ebenfalls bereits bestehenden adeligen Lehenshof handelte, läßt der Hinweis
auf die ,,Schullehren" vermuten. Der rundum ansässige Niederadel besaß
keine Bildungsstätten. Diese waren noch überwiegend ein Monopol der
Klöster. Die relativ große Entfernung zum Kloster Gengenbach könnte im
übrigen darauf hinweisen, daß es sich bei diesen lehrenden ,,Meiern" um
Angehörige des nahen Klosters Schuttern handelt. Obdachlos geworden
durch den Krieg der Straßburger gegen Walter III. von (Hohen-) Geroldseck
1334—35, in dem das Kloster niedergebrannt wurde39, mußten sie um eigenen
Nahrungserwerb besorgt sein. Durch ihre Schriftkenntnis lag es dabei
nahe, daß sie Verwaltungsaufgaben wahrnahmen, bei denen sie zunächst
der Ichenheimer Curie unterstanden. Nach 1424 wird Hottenwyler dann als
eigenständiger Zehntbezirk geführt40, was auf eine gehobene wirtschaftliche
Bedeutung des Ortes hinweist, die wiederum als Beweis für den Aufschwung
des Ortes bis zu diesem Zeitpunkt zu werten ist.

Die uns aus den Jahren nach 1356 bekannten Namen der Einwohner deuten
daraufhin, daß der stärkste Zuzug in den genannten Kriegsjahren 1334/35

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