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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 268
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Bis etwa zu dem aus den Akten zu entnehmenden Krisenjahr 1759, in dem
der Meier aus Futtermangel das Vieh in das Elsaß zur Fütterung treiben
mußte, dürfte die Viehzucht die bedeutendste Einnahmequelle des Hofes
geblieben sein. Noch 1717 konfiszierte der Kürzeller Jäger 12 Rinder und
14 Ziegen des Ottenweirer Hofmeiers, da diese Waldschaden angerichtet
hatten. Für sich genommen wäre dieser Vorfall nur ein weiterer Beitrag zu
den immer wieder erwähnten Streitigkeiten zwischen verschiedenen Gemeinschaften
jener Zeit, wie sie uns im ganzen Ried begegnen. Im Zusammenhang
mit der für 1599 erwähnten gewaltsamen Ausdehnung des
Weidelandes weist die Beschlagnahme auf eine seit Ende des 16. Jahrhunderts
mit Ausnahme der Jahre des Dreißigjährigen Krieges aufrechterhaltene
Viehzucht in großem Umfange. Da weitere grundsätzliche Neuorientierungen
des Gutes auf landwirtschaftlichem Sektor bis zur Mediatisierung
nicht mehr deutlich werden, scheint die Viehzucht bis über die Mitte des
18. Jahrhunderts der agrarökonomische Lebensnerv des Territoriums gewesen
zu sein.

Ohne diese Dominanz der Viehhaltung in Frage zu stellen, konnte Karl
Ludwig von Dungern den lange nicht nutzbar gewesenen Bereich der
Holzwirtschaft wiederbeleben. Der seit den Kahlschlägen zu Ende des 16.
Jahrhunderts in Mitleidenschaft gezogene Wald war durch pfleglichere Behandlung
seit etwa 1750 erneut nutzbar geworden. Regelmäßige und größere
Holzverkäufe an Straßburger Schiffer, welche die geschlagenen Stämme an
den Rhein und von da an weiter transportierten, erschlossen dem Hofgut eine
lange versiegte Einnahmequelle.

Zur Waldwirtschaft und Viehzucht gesellten sich seit Anfang des 18. Jahrhunderts
die Abgaben aus der auf dem Hof betriebenen Gastwirtschaft. Der
für 1657 erstmals erwähnte Weinausschank des Meiers an Bedienstete des
badischen (?) Hofes und Durchreisende verfestigte sich durch Tolerierung
und einer im Laufe der Jahre zunehmenden Schanktätigkeit zu Gewohnheitsrecht
. Der augenscheinlich nach dem Dreißigjährigen Krieg errichtete
Ausschank66 wurde 1736 ,,offizialisiert", als der neue Eigentümer Otto von
Dungern neben der Meierei ein Wirtshaus erbaute. Dem Meier wurde nun
jede Weinabgabe untersagt. Einkehrende hatte er in die Schänke zu weisen,
die fortan berufsmäßig betrieben wurde. Zur Verbesserung der Einnahmen
ließ der seit 1762 auf dem Gasthause sitzende Wirt mit Duldung des Hofbesitzers
an verbotenen Tagen zum Tanz aufspielen, eine Praxis, die auch von
den Nachfolgern bis zur Mediatisierung des Rittergutes geübt wurde.

Der im Jahre 179167 erstellte Nutzungsbeschrieb, der von einer „beträchtlichen
" Anzahl Feldes und Matten, „auch etwas Wald" spricht, deutet auf
Einflüsse der Modernisierung der Landwirtschaft im Zusammenhang mit
der Frühindustrialisierung in der nahen Stadt Lahr. Die für 1750 bis 1770

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