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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 285
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Teilstücken zusammengesetzt, geworden. Man rückte zusammen und nahm
das gleiche Schicksal als Gesamtheit jetzt auf sich im Elsaß und in seiner
Bevölkerung. Unseres Wissens ist dieses volkspsychologische Argument bis
jetzt noch nie genügend auf die Situation im Elsaß und in Deutsch-
Lothringen angewandt worden.

Dazu kam in diesem Augenblick, da das alles geschah, die Tatsache — man
könnte diese auch als eine Chance bezeichnen—, daß Frankreich in diesen
Jahrhunderten an der Spitze in allen Bereichen in Europa — man möchte
fast sagen: der ganzen Welt — stand, das gilt für den staatlichen Sektor, das
gilt für die Wirtschaft und den Handel, dann aber auch für den Bereich der
Kultur und der Zivilisation. Frankreich als Staat hatte damals eine beispielhafte
Dynamik, es war ein Staat, der eine Einheit bildete, die militärische
Macht Frankreichs war bedeutend, auch Innovationskräfte technischer Art
zeichneten Frankreich damals aus. Geistig, was dann auch ins Politische
hineinwirkte, hatte Frankreich eine Idee und war der Zeit in Europa hier
voraus. Die Wissenschaften blühten dort in jenen Jahrzehnten. In Europa
nahm man Frankreich als Vorbild: in der Art des Lebens, aber auch in der
Ausprägung der Literatur und des Theaters. Die Baukunst florierte, auch
wenn viele der Baumeister nicht aus Frankreich kamen. Versailles wurde
überall zum Maßstab, Paris ist damals schon der Inbegriff für das Weltmännische
gewesen. In deutschen Landen hat man das alles als Modell für sich
genommen. Und in diese Welt hinein, wobei alles damals schon gut aufeinander
abgestimmt war, wurden die Elsässer und nach ihnen auch die Lothringer
aufgenommen. Sollte man das in der elsässischen Bevölkerung nicht
als ein Vorrecht ansehen, zu diesem Gemeinwesen zu gehören, vor allem,
wenn man es verglich mit dem, was in deutschen Landen vorhanden war,
und sollte man das nicht auch als Maß benutzen, was in den anderen deutschen
Landen in Mode war und was man Frankreich abgeguckt hatte? Es
kann in diesem Zusammenhang nicht übersehen werden, daß das alles, um
es geschichtsphilosophisch, wenn nicht sogar theologisch zu sagen, schicksalhaft
war für das Elsaß und seine Bevölkerung. Grob gesprochen: Das
Deutsche Reich konnte dem Elsaß und seiner Bevölkerung das alles nicht
bieten. Daß das sich auch auswirkte, äußerlich und innerlich, wer wollte
sich darüber wundern?!

Die Franzosen verhielten sich nach 1648 nicht unklug im Elsaß und im
deutschen Lothringen, sie ließen die kulturellen und sprachlichen Zustände
im Lande, wie sie waren, so daß man hier in der Tat von ,,provinces repu-
tees etrangeres"" sprechen konnte. Nur auf dem religiösen Sektor forcierten
die Franzosen, vor allem König Ludwig XIV. die Rekatholisierung der
protestantischen Gebiete, was wohl zu Spannungen führte, dann aber nach
und nach wieder gemildert wurde, dadurch, daß die ,,bourgeois", die oberen
Vertreter der Straßburger Bourgeosie vor allem, protestantisch waren
und sich am stärksten dem Werben Frankreichs öffneten. Diese Leute waren

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