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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 286
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es, die am ersten für die französische Sache gewonnen wurden. Das machte
sich dann auch auf dem sprachlichen Sektor bemerkbar: diese bourgeois
eigneten sich auch nach und nach die französische Sprache an. Mit der Zeit
hatte das auch Vorbildfunktion für die Leute der Unterschicht. Das konnte
alles sich immer stärker ausbilden, weil ja auch die französische Sprache
damals Hochkonjunktur hatte: sie war die Sprache der Diplomatie, des Geistes
und auch der Wissenschaft. Auf der mittleren und unteren Ebene im
Lande ließen französische Verwaltung und Schule die Dinge beim alten, die
Kirche hielt nach wie vor am Deutschen fest und das in beiden Kirchen. Zu
dem allem gesellte sich dann noch eine Subsidienwirtschaft: Elsässer und
Lothringer, die für Frankreich wichtig waren, wurden von Frankreich geldlich
unterstützt. Daß das auch auf ausländische wichtige Leute bezogen
wurde, namentlich auf Deutsche, wissen wir zur Genüge: dem Großen
Kurfürsten wurde nachgeholfen, so daß er rasch sein Interesse am Elsaß
verlor12, aber auch andere deutsche Fürsten wurden mit Geldzuschüssen
auf die Seite Frankreichs gezogen. Die beiden Grafen von Fürstenberg aus
deutschem Adel, die den Bischofssitz in Straßburg innehatten in den Jahrzehnten
nach 1648, waren leidenschaftliche Parteigänger Frankreichs, ihr
Vorbild konnte mit der Zeit vor allem in der katholischen Bevölkerung, die
im Lande immer mehr zunahm. Schule machen. Damals begann es schon,
was sich dann in den Jahrhunderten nachher fortsetzte, daß sich Eingewanderte
von jenseits des Rheins, vor allem aber ihre Nachkommen13, mehr
noch, als jene, die schon länger hier ansässig waren, den französischen Interessen
gegenüber willfährig zeigten — wir denken hier nicht nur an die
Soldaten, die in französischen Diensten standen. Hier zeigte sich, was auch
für die Elsässer und Deutsch-Lothringer Geltung bekommen sollte, daß
Frankreich eben immer auf Deutschstämmige eine große Anziehung ausübte
und darüber hinaus auch eine beachtliche Integrationskraft sein eigen
nannte. Diese von jenseits des Rheins damals ins Elsaß Eingewanderten übten
eine Vorreiterfunktion für Frankreich aus. Auch das sollte man nicht
übersehen.

Aber nicht nur die Vormachtsstellung Frankreichs in Europa war maßgebend
für diese Entwicklung, sie nahm im 18. und im 19. Jahrhundert immer
stärkere Formen an. Diese Vormachtsstellung war möglich, weil das Deutsche
Reich und mit ihm auch das Elsaß vom Dreißjährigen Krieg sehr
geschwächt worden war, dieser hatte für Land und Leute verheerende Wirkungen
, die auch nicht wieder so schnell beseitigt werden konnten. Frankreich
hatte nichts von diesem Krieg zu spüren bekommen, es war intakt
geblieben. Nach 1648 konnte darum Frankreich im Elsaß als Ordnungsmacht
fungieren, nachdem zuvor viele Heere plündernd durch das Land gezogen
waren und Elend über die Menschen gebracht hatten. Frankreich als
starke Macht konnte jetzt für Ruhe garantieren, die sich die Menschen im
Lande wünschten. Während des Dreißigjährigen Krieges war Frankreich

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