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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 287
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schon als Schutzmacht in verschiedenen elsässischen Gegenden aufgetreten
.14 Wer sollte jetzt hier den alten Zuständen nachtrauern wollen? Frankreich
bot ab dieser Zeit — das gilt bis 1870 —, viele Vorteile zum Leben.
Das konnte das Deutsche Reich nicht bieten. Diese materiellen Vorteile fallen
in dieser Zeit besonders ins Gewicht, da man nun im Leben Ansprüche
stellt. Hat aber im ausgehenden 18. Jahrhundert das Deutsche Reich nicht
auch geistige Werte anzubieten? Das ist wohl der Fall bei der klassischen
Epoche deutscher Literatur, aber diese strahlt nur indirekt ins Elsaß hinein,
man lebt ja in einem anderen Staat und ist doch zu weit von den Zentren
weg, die etwas anzubieten hatten. Und dann ist noch etwas in Frankreich
vorhanden, was man für jene Zeit bis zu einem gewissen Grad als modern
bezeichnen darf: Frankreich ist sehr früh ein zentralistischer Staat. Man
wußte hier, woran man war, in Deutschland verlor man sich damals in der
Vielfalt. Und auch nicht unerheblich mag es für die damalige Zeit gewesen
sein, daß auch im Recht sich eine einheitliche Linie in Frankreich schon
ausgebildet hatte, was der Code Napoleon dann nur noch unterstrich. Das
sind alles Vorteile, die ins Gewicht fallen — auch wenn im französischen
Staat vor 1789 nicht alles zum besten bestellt war.

Dann aber gelingt mit der Großen Revolution in Frankreich etwas, was weltweit
sich auswirkte und überallhin ausstrahlte. Im Deutschen Reich blickt
man gebannt nach Frankreich, die Errungenschaften dieser Revolution werden
in deutschen Landen als vorbildlich begeistert gefeiert. Wenn das schon
dort der Fall war, wie konnte sich das nicht im Elsaß, das von früher her
schon an gewisse demokratische Ordnungen gewöhnt war, auch in die Breite
und in die Tiefe des Lebens auswirken? Im Elsaß machte man mit innerer
Bereitschaft an der Revolution von 1789 mit, man bildete sich im Elsaß auch
etwas darauf ein, zu „der fortschrittlichsten Nation der Welt zu gehören".
Damit parallel gehend, konnte sich auch in elsässischen Kreisen das Gefühl
ausbreiten, das für die Franzosen damals schon kennzeichnend war: das
Gefühl, für die Menschheit zu stehen, so wie es einer ausdrückt, wenn er
sagt: , Wir müssen die französischen Höchstwerte als allgemeinverbindlich,
klassisch, einfach als menschlich nachweisen und sie mit der Universalität
verkleiden, auf die sie Anspruch haben".15 Das gab den Elsässern ein Gefühl
der Geborgenheit im französischen Staat, zumal das mit einer guten
Portion Aufklärung gekoppelt war, für die ja Frankreich auch als Beispiel
stand. Da die Franzosen bekanntermaßen gute Psychologen sind, konnten
sie das alles gut verkaufen. Um es einfach zu sagen: man war im Elsaß jetzt
stolz, zu Frankreich und zur französischen Nation zu gehören. Das war
auch bei Johann Friedrich Oberlin der Fall, der dieser Haltung beredt Ausdruck
gab.16 Und dann wurde das alles noch erhöht durch die „gloire", die
Napoleon I. dem Volk und dem Land der Franzosen brachte. Und das Elsaß
und die Elsässer durften zu alledem gehören, sie konnten mitmachen. In
dieser ,,gloire", die sich vor allem in militärischen Siegen auswirkte, konn-

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