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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 294
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schafft, die ganze Integration des Elsasses nach Frankreich, kulturell und
sprachlich, durchzuführen. Damit war auch ein gewisses Ziel erreicht in einer
Entwicklung, in der wir noch drinstehen, an deren Schluß vielleicht das
stehen wird, was manche Franzosen und auch Elsässer und Lothringer wollen
, daß dieses Land zwischen Rhein und Vogesen eine Provinz wird, wie
alle anderen Provinzen Frankreichs, darunter auch welche, die wie das Elsaß
ganz assimiliert worden sind. Es gibt im Elsaß eine verhältnismäßig
schwache Gegenbewegung zum offiziellen Trend, die dem Elsaß — und nur
am Rande auch Deutsch-Lothringen — einiges vom Sprachlichen und Kulturellen
des dort Gewachsenen erhalten will, was der Tradition dieses Landes
und seiner Menschen entspricht und was auch ein Angeld auf Europa
hin darstellen sollte. Andre Weckmann spricht in diesem Zusammenhang
von der Konvivialität, die man im Elsaß und in Lothringen leben sollte; Andre
Weckmann hat auch 1989 den Vorschlag einer „Lingua-Zone" gemacht,
die das Elsaß und Deutsch-Lothringen einschließen, aber auch ins Saarland
, in die Pfalz und in das ehemalige Land Baden reichen sollte. In den
dem Elsaß und Deutsch-Lothringen benachbarten Regionen hat man sich
gerade zum Projekt „Lerne die Sprache des Nachbarn" durchgerungen,
wobei man außer Acht läßt, das im Elsaß und in Deutsch-Lothringen schon
seit fünfzehn Jahrhunderten das alemannische und fränkische Idiom die
Sprache des Landes ist. Man kommt sich heute äußerlich näher, wir wollen
das anerkennen, aber auf beiden Seiten derer, die sich am Oberrhein begegnen
, ist eine horrende Unkenntnis über die elsässischen Verhältnisse und
der Geschichte des Landes vorhanden. Das gilt auch für die bundesdeutschen
Regionen, die an das Elsaß und Lothringen stoßen. So bleibt vieles
an der Oberfläche. Kann das gemeinsame Europa, das geschaffen werden
soll, hier Hoffnung geben? Das Elsaß spricht „ein anderes Deutsch" als die
anderen deutschsprechenden Regionen in Europa, aber es ist doch dort im
Elsaß, wenn auch in Resten — für Deutsch-Lothringen gilt das genauso —
ein deutschsprachiges Idiom vorhanden, das auf Europa hin erhaltenswert
ist. Die Frage an die Menschen in der Bundesrepublik im Blick auf das Elsaß
und Deutsch-Lothringen ist heute diese: Wollen diese überhaupt noch,
daß am Rhein keine Sprachgrenze entsteht, die Menschen innerlich und äußerlich
scheidet, um die Johann Michael Moscherosch und andere hart gerungen
haben, daß sie doch nicht Wirklichkeit wird?41 Dann wäre auch das
Thema nach der Frankophilie der Elsässer und Deutschlothringer überholt.

Wir haben zum Anfang dieses Aufsatzes geschrieben, daß es im Elsaß auch
Abweichungen von der Haupttendenz gegeben hat. Auf diese wollen wir
jetzt eingehen. Im Grunde ist es eine Abweichung von der Hauptströmung,
die die Frankophilie der Elsässer relativiert und ihr eine eigengeprägte Sicht
der Dinge im Elsaß entgegensetzt. Sie ist es wert, daß wir auf diese Sicht
der Dinge eingehen. Zu weit wollen wir aber hier nicht ausholen, obwohl
wir der Meinung sind, daß diese Haltung ihren Ausgangspunkt bei Johann

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