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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 295
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Michael Moscherosch und anderen seiner Mitstreiter aus jener Zeit hat, daß
sie sogar nahtlos daran anschließt. Wir beziehen uns auf den Dichterpfarrer
Karl Hackenschmidt (1839—1915), der wohl am stärksten das Modell für
diese Haltung ist. Karl Hackenschmidt war um das Jahr 1870 als evangelischer
Seelsorger in der Nähe der Entscheidungsorte des 70er Krieges tätig,
in Fröschweiler und in Jägerthal, er hat aber als junger Dichter und Mitgründer
der Studentenverbindung ,,Argentina", zudem noch als Schüler des
Protestantischen Gymnasiums zu Straßburg, vielerlei Verbindung zu Menschen
im Elsaß. 1859 hatte dieser schon im Gedicht sich deutlich ausgedrückt
: „Wehet, wehet, welsche Fahnen, In die Ferne weit hinaus und
verkündet siegesjubelnd deutsche Schande deutschem Haus!". An anderer
Stelle geht sein Lied in den Refrain über: „Und verkündet siegesjubelnd
Deutschlands neue Herrlichkeit!" 1870 konnte er dann dichten: ,,Mein
Elsaß deutsch! Mein Elsaß frei, Mir ist, als träumt ich noch".43 Karl
Hackenschmidt hat an seiner Haltung der Hingabe an Deutschland als El-
sässer vor 1870 früh festgehalten, obwohl er anläßlich seines Studiums 1861
in Deutschland dafür dort keine Gegenliebe fand. Auch das hat es damals
schon gegeben, daß Reichsdeutsche eine solche Haltung bei einem Elsäs-
ser nicht nur nicht verstanden, sondern sogar bekämpft haben.43 Karl
Hackenschmidt fühlt sich als „Sprecher dieser unbekannt im Land Zerstreuten
" berufen.44 In den geistigen Spuren Hackenschmidts befindet sich
nach 1870 der Dichter Friedrich Lienhard (1865—1929), wenn er in seinen
„Jugendjahren" schreibt: „Auch hat die französische Herrschaft etwas
Welsches und Undeutsches in uns hineingetragen. Aber im Grunde unseres
Herzens sind wir echt deutsch und gut germanisch".45 Das Leben und
Werk Friedrich Lienhards, eines heute weithin Vergessenen im Elsaß und
auch in Deutschland, ist eine einzige Auseinandersetzung um das Hineinwachsen
und um das Anerkanntwerden des Elsasses im Deutschen
Reich.46 Friedrich Lienhard hat in gewisser Weise vor 1918 und auch nach
1918, als er in Deutschland lebte, eine Minorität der elsässischen Bevölkerung
vertreten, denen, umgekehrt zu der Mehrheit, die Franzosen Deutschfreundlichkeit
vorgehalten und diese auch als unerwünscht erklärt haben.47

Menschen, die ihre Heimat, das deutsche Elsaß, liebten, saßen überall im
Land, sie gehörten eher zu den „Stillen", meldeten sich dann aber doch ab
und zu zu Worte48 — wir haben davon bei Karl Hackenschmidt gehört vor
1871 und nach 1871. Am stärksten waren diese Menschen im elsässischen
Hanauerland49 vertreten, in dem auch Friedrich Lienhard seine meisten
Vorfahren hat. Hier hat man sich 1871 mit der neuen Situation gut abgefunden
, man konnte sie sogar innerlich bejahen. Mit dem Krummen Elsaß50
zusammen, das an das Hanauerland anschließt, ist das im Elsaß die einzige
Region, die vornehmlich protestantisch ist. Nach 1871 und auch heute noch
gehört sie zum Kreis Zabern, der darum eine protestantische Mehrheit hat.
Die Stadt Zabern ist von Hause aus katholisch. Ab Mitte der 80er Jahre im

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