Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 307
(PDF, 143 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1991/0307
träge, die von den anderen Zünften in der Ortenau und in den benachbarten
bischöflich-straßburgischen Gebieten verlangt wurden, und bat, „das ob-
gedachte Meistergeld zur Erhaltung der Zunft nach Proportion" anzuheben
.33

Es war Sitte, daß die neuen Mitglieder neben dem Eintrittsgeld kleinere Beträge
in die Zunftkasse zahlten, mit denen das gesellschaftliche Leben der
Gruppe finanziert wurde. Entfernt erinnert uns der Eintrag in einer Rechnung
: ,,Einstand wird verzehrt,"34 an die glanzvollen Feste der städtischen
Zünfte. Zweifellos gaben die alten Bruderschaften, die frühen religiösen
Vereinigungen der Handwerker, das Vorbild ab, wenn die Bauzunft von ihren
jungen Meistern „Geld für Wachs", die Schmiede und Wagner „Wachs,
auch in natura", die Schneider „für Wachs und Bahrtuch" sammelten. Nur
eine Weberordnung erklärt, was mit diesen Spenden geschah: „Sie sollen
auch eine gemeinsame große Zunftkerze, auch einen Kirchenfahnen und
Kreuzstange machen und fürders alles erhalten. Ein jeder, so Meister wird,
soll förderist zur Erhaltung von Kreuz und Fahnen erlegen 4 Schillinge."35

Ganz im Sinne der Bruderschaften bestimmt die Schneiderordnung von
1701, daß jährlich in der Kirche zu Griesheim für die Zunftbrüder und die
Verstorbenen eine Messe gelesen wird , ,Gott zu Lob, dem Armen zur Tröstung
". Dieselbe Intention galt auch für die anderen Zünfte. Soweit wir sehen
, begannen sie alle ihre Jahrtage mit einem feierlichen Amt, dessen
Würde auch durch das vorgeschriebene Einzugszeremoniell unterstrichen
wurde: „Zunftvater, Zunftmeister, Bruder- und Beisitzmeister schreiten in
ihre Mäntel gehüllt dem Zug voran, darauf kommen die ältesten Meister,
die Altgesellen, Büchsengesellen und die übrigen, „diese" - nur für die
Gesellen hielt der Verfasser der Zunftordnung die Anmerkung für notwendig
—, „in anständiger Ehrbarkeit, ohne ohnützes Geschwätz und Blaude-
reien, Lachen oder allerhand unnötigen Scherzen zu treiben".36

Kehren wir nach diesem Exkurs zu den Problemen der Zunft zurück. Die
Meistergelder konnten trotz ihrer Höhe, die abschreckend wirken sollte,
nicht verhindern, daß Handwerker aus anderen Gegenden auf dem Gebiet
der oberen drei Gerichte ihren eigenen Betrieb eröffneten. Nur ein paar
Beispiele sollen genannt werden: 1753 ließ sich der Schneider Andreas Held
aus Biberach in Appenweier und 1760 der Wagner Martin Freß aus Rothenburg
in Schwaben in Urloffen nieder.37 1738 wurden der Bauhandwerker
Josef Maurer aus „In der Au" im Bregenzer Wald Meister in
Appenweier38 und der Zimmermann Martin Beinkopf aus Empfingen,
Hohenzollern-Sigmaringen, Meister in Urloffen. Alle legten ihre Prüfung
vor der ansässigen Zunft ab. Als bereits fertiger Schmiedemeister, was er
durch ein Zeugnis des Oberamtes beweisen konnte, kam Franz Valentin
Rammelmeyer aus Steinbach 1773 nach Appenweier, wo ihn die Zunft mit
allen Rechten aufnahm. Offensichtlich war er ein tüchtiger Mann. Bereits

307


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1991/0307