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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 327
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In der Rastatter Gegend kam es zu Ausschreitungen lediger Burschen. Es
herrschte eine „solche Ausgelassenheit, ein wildes Dareinschlagen und eine
Unbesorgtheit um Menschenleben, daß man sich veranlaßt sieht, alle
Ortsvorstände und Polizeybedienstete (...) zu erinnern, durch die kräftigsten
Mittel besorgt zu seyn, damit dem nächtlichen Lärmen und Jodeln in den
Straßen (...) ernstlicher Einhalt gethan werde."28

Die 1830er Jahre: Unruhige Zeiten

In den 1830er Jahren läßt sich in der Offenburger Umgebung ein Anstieg
von Protestaktionen feststellen.

Die Regierung des Mittelrheinkreises meldete eine Überhandnähme der
„Nachtschwärmerei". Besonders an Sonn- und Feiertagen dauerte das „Toben
und Schreien" oft bis weit über Mitternacht fort.29 Tatsächlich bestrafte
die Polizei im Jahr 1832 33 Offenburger wegen „Übersitzens",
„Ubertreten der Polizeistunde", „nächtlichen Tumult" und „Nachtschwärmerei
" bestraft. Ein Jahr zuvor verhielten sich die Offenburger wesentlich
friedlicher: 5 Personen erwischte der Gendarm beim unerlaubten Spielen,
2 übertraten die Polizeistunde. Im Gegensatz dazu: 1833 erhielten allein 40
Personen eine Ordnungswidrigkeit wegen „Nachtschwärmerei".30

Läßt sich darin einen Zusammenhang mit der französischen Juli-Revolution
von 1830 erkennen?31

Das badische Innenministerium forderte tatsächlich die Behörden auf, über
mögliche Auswirkungen der Ereignisse Bericht zu erstatten. Eine allgemeine
Revolutionsfurcht machte sich breit.32

Aufschlüsse über eine andere Protestform finden wir in den Weingartener
Pfarrverkündbüchern. Träger der Aktionen war die männliche Dorfjugend.

In keinem Jahrzehnt zwischen 1800 und 1900 fanden im Rahmen kirchlicher
Feiern und Handlungen so viele Störungen und Auseinandersetzungen statt
wie in den dreißiger Jahren.33 Alles spielte sich auf Straßen, Gassen und
in der Pfarrkirche ab.

Am 14. Februar 1836 verstießen Pfarrangehörige bewußt gegen das nach
Aschermittwoch geltende Vermummungsverbot. Mit Musik und Maskerade
zogen sie in die Wirtshäuser und durch die Gassen der Rebgemeinden.34
Zwei Jahre später bestrafte die Gemeinde Rammersweier wiederum neun
junge Burschen mit 45 Kreuzer für das Abhalten einer Spottprozession.35

1838 beteiligte sich der Rammersweirer Michael May an einem „Ex-
zess".36 Für eine erhöhte Protestbereitschaft der jungen Generation spricht
auch die jährlich vom Pfarrer ausgesprochene Warnung vor „Fastnachts-
mummerei und Belustigung" am Aschermittwoch. Die Abhaltung von

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