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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 330
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achten sollte über die verbesserte Sicherheit Auskunft geben. Im Winter
1833 machte Waldschütze Anton Glad mehrere Personen aus Schutterwald
dingfest, die über 40 junge Baumstämme gefällt hatten.46

Die Zahl der Wald- und Feldfrevler betrug 1831 noch sieben Personen, 1832
wurden 14 Personen straffällig. 1833 faßten die Wald- und Feldhüter 40 Personen
. Die Dunkelziffer lag vermutlich weit höher.47 Bei den Tätern handelte
es sich um Familienväter mit ihren Söhnen, Witwen, Gruppen von
ledigen und verheirateten Frauen oder mehrere Dorfbewohner, die eine gemeinsame
, ,Waldaktion" unternahmen.

In den dreißiger Jahren können wir also eine Vielzahl, allerdings unterschiedlich
artikulierter Protestäußerungen beobachten: Vom Vorfeld der
Kleinkriminalität, von religiösen Störaktionen bis zum ,,Toben und Schreien
". Alle Protestäußerungen standen für sich zwar in einem unmittelbaren
Zusammenhang mit gruppenspezifischen Erfahrungsprozessen, liefern uns
aber in ihrer Gesamtheit eine Zustandsbeschreibung der damaligen Gesellschaft
.

Repression und Protest

Nach der Niederschlagung der 1848er Revolution schlössen die preußischen
Besatzer in Offenburg und Umgebung alle Wirtshäuser, in denen „Saufereien
" oder „Vorführungen" veranstaltet oder revolutionäre Lieder gesungen
wurden. Sie setzten die abendliche Sperrstunde auf 10 Uhr herab.48 Während
der Fastnachtstage 1850 untersagte man jegliche Maskenumzüge, Maskenbälle
und auch das Tragen von Masken.49

Zu Beginn der fünfziger Jahre herrschte ein Klima der Repression. Jeden,
in der Öffentlichkeit ertappten „Trinker" betrachtete die Regierung des
Mittelrheinkreises als potentiellen Aufrührer:

,.Der uebermäßige Trinker, wie der Trunksuechtige ist eine leiche Beute aller sinnlichen
Leidenschaften und aller Derer, welche verwerfliche Pläne verfolgen.
Vielfach ist, und nicht mit Unrecht, bemerkt worden, die Verfuehrung zum Trünke der
Hauptuebel war, durch welchen der letzte Aufruhr im Großherzogthum zum Ausbruch geführt
wurde.

Es ist fuer die Ruhe und Ordnung, für den religiösen, sittlichen und ökonomischen Zustand
der Gesellschaft von der höchsten Wichtigkeit, daß der Hinneigung zum Trünke und dem
Laster der Trunkenheit mit unermuetlichem Eifer entgegengewirkt werde (...)".50

Militär und Polizei konnten nicht alle Protestaktionen verhindern. An einem
Märzabend im Jahr 1850 kam es in Offenburg zu tumultartigen Unruhen5',
es hieß, daß es bei zahlreichen Versteigerungen in Wirtshäusern um die
Stadt Offenburg zu Störungen durch die Anwesenden gekommen sei.52
Bernhard Humpert aus Fessenbach verhaftete die Polizei und zeigte ihn wegen
„beleidigender Redensart" an.53 In den anderen Reborten wurden
mehrere Personen aus dem gleichen Grund bestraft.54

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