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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 332
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Litterst sei ,,in Führung seiner Worte immer nur rau und unanständig begegnet
, und Bernhard Näger hat sich noch niemals so frech betragen als wie
dießes Mahl".61

Welches Zeugnis erhielten Rammersweirer, die versuchten, sich mit kleinen
Diebstählen über Wasser zu halten? Daß Fleiß und Arbeitsamkeit allein
zum Überleben nicht ausreichten, zeigt der Fall des „Armen Andreas
Burgmaier":

Andreas Burgmaier bezeichneten die Räte als einen „sehr fleissigen und arbeitsamen
Mann". Als er wegen eines Diebstahls unter Verdacht stand, weigerte
sich die Gemeinde, ihm ein gutes Leumundszeugnis auszustellen.
Burgmaier sei wegen Diebereien ohnehin oft in Verdacht. 1843 stand er
wegen ,,Baumdiebereien" in oberamtlicher Untersuchung und habe sich
,,durch Lügen herausgewunden".62

Ein anderer Rammersweirer, Peter Birkle, sei ein Dieb. Er gab sein kleines,
ererbtes Vermögen schnell aus, ohne an seine Zukunft zu denken. Jetzt ziehe
er, so der Gemeinderat, ein Leben mit Diebereien vor. Er bekam natürlich
kein gutes Leumundszeugnis, ,,weil er das wenige was er von seinen
Eltern ererbt, verschwendet hat und 2. sein Leumund von der Art daß er,
so viel bewußt ist nur in auswärtigen Orten auf liederlichen Betrügereien
herum zieht".63

Im Jahr 1842 bezichtete man den Tagelöhner Philipp Hermann des Fischdiebstahls
. Sein Vermögen von etwa 300 Gulden war ,,zum Sterben zu viel,
zum Leben zu wenig".

Im Dorf galt die Lebensweisheit: Wer die Arbeit scheute, vergriff sich auch
leicht am Gut der anderen. Ein Diebstahlvorwurf wog im Dorf schwer. Den
Beweis des Gegenteils anzutreten war nicht einfach. Ein Dieb bekam keine
Arbeit mehr und verlor die Solidarität der Dörfler.64 Armut und Diebstahlverdacht
genügten dem Gemeinderat, um Tagelöhner Philipp Hermanns
Charakter als schlecht zu bezeichnen.

..Sein sittliches Betragen ist von der Art, das es nicht ganz lobenswert ist, da derselbe voriges
Jahr wegen Holz-Diebereien in Verdacht gewesen das er bey dem Nachbarn soll endwendet
haben, was derselbe in Gütte mit ihm ausgemacht hat. Ferner ist derselbe voriges Jahr
in Verdacht gerathen wegen einer Krautstand die er in Nesselried soll entwendet haben. Sein
Haus wurde untersucht, die Standt wo er ein Krauth darin hatte war frisch umgearbeitet weshalb
der Eigenthümer kein Beweis sichern konnte und der in Verdacht genommene war damit
zufrieden."65

Der Fall des Zimmermanns Valentin Rolle steht beispielhaft für den Sturz
eines Dorfhandwerkers in tiefe Armut.

1844 beurteilte der Gemeinderat Rolle als „ehrlich und friedlich". Drei Jahre
später — er zählte nun zu den Ortsarmen —, wollte keiner mehr im Dorf
mit Rolle etwas zu tun haben. Rolle war einer von vielen Opfern der Krise

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