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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 397
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Hanfbereitung in Rust

— Eine Pflanze in der Geschichte der Gemeinde -

Karl-Heinz Debacher

Hanf ist eine bereits sehr lange bekannte und weltweit verbreitete Nutzpflanze
zur Gewinnung von Fasern und ölhaltigen Früchten. Schon der römische
Historiker und Schriftsteller Plinius der Ältere (23—79 n. Chr.)
berichtet im 19. Buch seiner „Naturalis historia" von dieser vielseitigen
Pflanze. Sie stammt aus dem nördlichen Zentralasien und gehört zur Familie
der Brennesselgewächse, ist einjährig und bildet nur einen Stengel, der,
je nach Sorte, bis zu zwei- bis dreieinhalb Meter hoch werden kann. Die
Stengel sind vierkantig und dick, die Blätter handförmig geteilt und aus fünf
bis sieben länglichen Abschnitten zusammengesetzt. Der Hanf ist zweihäu-
sig. Die weibliche Pflanze (Mastel) ist größer und reift später. Die rispenartigen
Blütenstände befinden sich in den Achseln der oberen Laubblätter.
Zahlreiche Früchte reifen an der weiblichen Pflanze. Die männlichen Pflanzen
(Femmel / Fimmel) tragen Blüten mit je fünf hängenden Staubblättern.
Entsprechend der Länge und Dicke der Hanfstengel bilden sich in der Rinde
mehrere Bastfaserringe aus; im unteren Ende am meisten, nach oben hin
abnehmend. Hanf gedeiht am besten im gemäßigten, feuchtwarmen Klima
des Mittelmeerraumes und der Subtropen. Der Boden muß tiefgründig,
humus- und kalkhaltig sowie stickstoffreich sein. In Deutschland ist der
Hanfanbau seit 1981 wegen der Gefahr des Drogenmißbrauches verboten.

In früheren Zeiten war der Hanf eine der wichtigsten Faserpflanzen unserer
Gegend. Gerade das fruchtbare Gelände der Rheinebene, vor allem die sogenannte
Niederterrasse, eignet sich in besonderem Maße für den Hanfanbau
.

Die Gemarkung der Gemeinde Rust bot durch den vielverzweigten Rhein
mit seinen Nebenarmen, Gießen und Bächen ideale Voraussetzung zum
Hanfanbau und vor allem zu dessen aufwendiger Verarbeitung. In der Regel
wurde die Hanfsaat im Monat Mai ausgebracht, die mit der beginnenden
Sommerwärme sehr schnell zu keimen und zu wachsen begann. Nicht umsonst
besagt die Redensart, daß etwas wie der Hanf wächst.

Die Reifezeit trat beim Hanf in der zweiten Augusthälfte ein. Wenn nur die
Fasernutzung vorgesehen war, wurde nach Abblühen der männlichen Pflanze
, rund hundert Tage nach der Aussaat, und nach Abwerfen der vergilbten
Blätter, geerntet. Die männliche Pflanze wird zuerst reif, die weibliche zwei
bis drei Wochen später. Deshalb wurden die weiblichen Stauden teilweise

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