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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 400
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Schon das ,,Zinsbuch der Rüster Bürger" der Jahre 1434—1456 berichtet
von einer Plauel.2 Es hält fest, daß der Schultheiß Werl in Sur für eine
„Bluwel stat", die er von der Gemeinde gepachtet hat und ,,an den Wylgen"
(Weiden) gelegen ist, 2 1/2 Schilling Zins bezahlt. Daß diese Eintragung
aber wieder durchgestrichen ist, zeigt, daß der Schultheiß wohl recht bald
wieder von dieser Beschäftigung Abstand genommen hat. Sein vermutlicher
Nachfolger scheint die Arbeit an der Plauel etwas intensiver betrieben
zu haben. Denn die gleiche Quelle berichtet in den Nachträgen davon, daß
,,Nagel Laewly" von Grafenhausen die Erlaubnis erhält, Holz zu schlagen,
aus dem er ein Wehr zur Stauung des Baches sowie eine Plauel herstellt.
Das Wehr benötigt er, um den Wasserdruck auf das Antriebsrad der Plauel
zu erhöhen.

Auch eine Hanfreibe nannte die Gemeinde ihr eigen. Im Pachtvertrag für
die gemeindeeigene Mühle von 1768 erscheint als Bestandteil des Vertrages
eine an der Mühle gelegene Hanfreibe mit zwei Betten.3

Die Böcklins, als Ortsherren, besaßen ebenfalls solche Einrichtungen. Im
Jahre 1759 verlehnen sie die herrschaftliche Hanfreibe an Matthäus Metzger
um 40 Gulden jährlichen Zins,4 und 1783 erwähnt eine Deklaration des
Franz Friedrich Sigmund Böcklin von Böcklinsau eine ,,Plauelmatte".5

Somit ist klar, die heutige Gewannbezeichnung ,,Blaumatte" hat nichts mit
der Farbe Blau zu tun, sondern geht auf den früheren Standort einer ,,Hanf-
plauel" zurück.

Die gemeindlichen Einrichtungen lagen wohl bei der Mühle, diejenigen der
Ortsherrschaft im Bereich der heutigen Blaumatte. Wann sie aufgegeben
wurden, läßt sich nicht mehr feststellen.

Nach dem Plaueln und Reiben wurde der Hanf nochmals durch die Feinhechel
gezogen, um die Fasern zu ordnen. Aus den langen Fasern entstanden
feine Leinengewebe, aus den kurzen der Zwillich. Den Kuder brachte man
dem Seiler.

Aus den gesponnenen Fasern wurde nicht nur Stoff für den Eigenbedarf gewoben
. Darüber hinaus sollte der Hanf noch Geld einbringen. Deshalb
wurden die Gewebe auf dem Markt im nahen Euenheim feilgeboten. Daneben
wurde aber auch der noch unbearbeitete Faserstoff sowie das fertig gesponnene
Garn verkauft.

Welche große Verbreitung und Gewicht der Hanfanbau in der Gemeinde
Rust noch im 19. Jahrhundert hatte, zeigt ein Blick auf eine Flurkarte des
Jahres 1874. Darauf sind allein im Gewann Allmend 70 ,,Hanfreezen", in
den Gewannen ,,Stockfeld", „Stein" und „Latscht" rund 50 eingezeichnet.
Dies sind zusammen 120 Hanfrötzen. Ausgehend von einem „Verzeichnis
der Hofreuten" des Jahres 1855, das uns 261 Häuser nennt6, kommt man

400


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