Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 431
(PDF, 143 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1991/0431
die Betonung der Linie beibehält. Seine neue baldungsche Kühnheit beweist
seine Fähigkeit, sich gemäß dem Zeitgeist zu entwickeln. Die Sicherheit
seiner Künstlerhand hat ihn befähigt, sich von der früheren Genauigkeit
farblich naturgetreuer Wiedergabe ... zu lösen, im Streben nach plastischem
Ausdruck und neuer Intensität. Raffiniert bleiben die Farbnuancen,
melodisch die Führung der Linie, ausgewogen die Komposition.

Das Nesselrieder Bild erscheint als eine gelungene Synthese zwischen verschiedenartigen
Einflüssen, die der Meister des Lautenbacher Hochaltars
empfangen und verarbeitet hat: oberrheinisch-dürerische und letzlich dem
straßburg-freiburgischen Raum zugehörige Einflüsse Baidungs.

Die in diesem Bild erreichte Meisterschaft läßt es als letztbekanntes aus der
Werkfolge des Malers erscheinen.

Aus stilistischen Gründen sollte es nach dem um 1520 geschaffenen, gotischer
wirkenden Sippen-Retabel Riemenschneiders angesetzt werden wie
auch nach dem 1523 datierten Schmerzensaltar der Lautenbacher Kirche.

Dieser Zeitpunkt entspricht den Lebensdaten der möglichen Auftraggeber
des Bildes, über die abschließend nur ein Hinweis gegeben werden möge.

Nesselried war eine sehr alte Filiale der Nußbacher Pfarrei, über die im
Auftrag Utas von Schauenburg das Prämonstratenser Kloster Allerheiligen,
schon seit dessen Gründung 1196 das Patronatsrecht übernommen hatte.33
Am 28. 1. 1223 wurde die Nußbacher Pfarrei samt ihren verschiedenen Filialen
, darunter Nesselried, endgültig dem Kloster Allerheiligen einverleibt
. Die Ursprünge der Kapelle müssen noch geklärt werden.

Ein Prämonstratenser Priester, der das Nesselrieder Gotteshaus bediente,
mag dieses Bild in Auftrag gegeben haben, um die Kirche zu schmücken.
Der Prämonstratenser Heinrich Vehl hat, bevor er Prior wurde und danach
(Propstzeit 1514 bis 152134) als vermögender Mann einen Teil des Lautenbacher
Hochaltars und den Schmerzensaltar bestellt. Sein Nachfolger am
Priorat des Konvents, der Adelige Jakobus de Horb (1521-1535) aus der Familie
Hornberg/Ortenau35, hätte ebenfalls einen Altar in Auftrag geben
können.

Unter den als Auftraggebern eventuell in Frage kommenden Laien kann die
adelige Herrschaft von Nesselried in Betracht gezogen werden, nämlich die
Wiedergrün von Staufenberg36 aus der berühmtesten Linie des Geschlechts
— desjenigen, das mit den Markgrafen von Baden verwandt war.

Wenn wir das Datum 1523 als ,,terminus postquem" für die Datierung des
Nesselrieder Bildes wählen, kann der Auftrag entweder dem Anton Wiedergrün
von Staufenberg zugeschrieben werden, der von 1508 bis 1525 das
Lehen Nußbach-Nesselried besaß37 oder dem Friedrich Wiedergrün von

431


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1991/0431