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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 487
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lieh" wurde, finden wir in Zell selbst. Das Untertorgebäude (früher Haus
Zapf, heute Verwaltungsgebäude der Firma Prototyp) zeigt wieder Einfachheit
, Sachlichkeit, Vernunft.

Auch auf das , ,Thoma-Haus" (Hauptstraße 7) kann in diesem Zusammenhang
verwiesen werden. Als Neubau, also nicht an Stelle eines niedergebrannten
Gebäudes, wurde es 1908 errichtet und zeigt in seiner
,,Sachlichkeit", wie man nach der Jugendstilzeit wieder zu einer „vernünftigen
" Formensprache zurückfand.

Bauweise in einer brandgeschädigten Gesellschaft

Vorweg ist zu bemerken, das es sich bei den Zeller Jugendstilhäusern nicht
um einzelne, freiwillig gewählte Vorhaben handelte, sondern um not-wendi-
ges Bauen, zu dessen Verwirklichung die Besitzer durch äußere Umstände
(die Zeller Großbrände von 1899 und 1904)2'3'4 gezwungen, z.T. durch
interessierte Kreise bewogen wurden, und das so zu einer Art „kollektivem
Tun für eine Gemeinschaft Baugeschädigter" führen mußte. Und hierzu bot
sich dann eben der in jener Zeit „in Mode" befindliche Jugendstil an. Der
bestand zwar im einzelnen aus verschiedensten Elementen, aber bezüglich
Formen, Hausseiten (Fronten), Schmuck und Gesamtbild und seiner geschlossenen
drei Straßenzügen wirkte er doch verhältnismäßig einheitlich.

Wenig beachtet

Eigenartigerweise gehörte diese Zeller Jugendstilhäuser-Gruppe bis vor
verhältnismäßig kurzer Zeit zu den wenig beachteten Eigenheiten der früheren
Reichsstadt. Besonders „stolz" waren die Zeller nicht darauf. Als eine
Landsmännin bei einer Nordlandfahrt auf den Jugendstil einer dortigen
Stadt hingewiesen wurde, meinte sie herablassend: „Vu dem Zügs hemmer
deheim gonze Stroße voll!" Und ein von Fremden angesprochener Altbürger
sagte: „Des isch viel Gäggiliszügs an dene moderne Hüser!"5

In einem nach dem Ersten Weltkrieg vom „Kur- und Verkehrsverein" herausgegebenen
„Ortsführer" werden diese Häuser nicht erwähnt. Auch in
den Werken von Disch (1937), Baitsch (1970) und Hahn (1972) ist der Begriff
„Jugendstil-Häuser" nicht genannt, in den Registern nicht aufgeführt,
ebenso bringen diese Bücher keine entsprechenden Bilder.

In der heimischen Literatur wird erst 1980 im von der Volkshochschule erarbeiteten
Büchlein „Stadtführung durch Zell am Harmersbach" auf den
Jugendstil als „Zeller Phänomen" hingewiesen und mit Bildern und Gegenbeispielen
belegt.

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