Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 502
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Wichtigster Besitz war allen Humanisten das Buch als Quelle der Erfahrung
und Vermittlung humaner Gesinnung. Ihre Bibliotheken sind deshalb berühmte
Zeugen der Kulturgeschichte geworden. Die bedeutendste dieser
Bibliotheken befindet sich heute noch in Schlettstadt, dem ehemaligen Zentrum
des oberrheinischen Humanismus. An seiner Schule lehrten und lernten
die Größen der Zeit. Dankbar schrieb 1515 einer der größten des
deutschen Humanismus, Erasmus von Rotterdam, eine (lateinische) Elegie
auf die Stadt und meinte darin: „Andre gebären nur Fleisch, du bringst Talente
hervor."4

Wer nun die Offenburger Bibliothek anlegte, kann bislang nur vermutet
werden. Aber es gab im Offenburg des 16. und 17. Jahrhunderts doch mehrere
Gebildete, denen von Wissen, Stellung und Interesse eine derartige
wissenschaftliche Sammlung zugesprochen werden könnte.5 Einige haben
sogar testamentarisch die Zukunft ihrer explizit genannten Bibliothek geregelt
, sie und ihre Zeitgenossen müssen sie also für wichtig und erhaltens-
wert erachtet haben. Und möglicherweise war es ja auch eine aus mehreren
Bibliotheken zusammengefügte Sammlung, die hier in Offenburg existierte;
die oben erwähnte Humanistenbibliothek zu Schlettstadt ist ja ebenso eine
solche heterogene Bibliothek, an der, außer Beatus Rhenanus, noch verschiedene
andere Humanisten beteiligt waren.6

Da wäre in Offenburg etwa zunächst — und zugleich als der wahrscheinlichste
Kandidat — der Prediger Bonaventura Ersam zu nennen: Ausgebildet
im Priesterseminar zu Molsheim im Elsaß kam er als Prediger an die
Hl. Kreuzkirche Offenburgs und zwar in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts
. Denn von 1551 datiert sein Testament, das er als Kanonikus im Stift
zum Jungen St. Peter in Straßburg aufstellte: er war also Jahre vor diesem
Zeitraum in Offenburg tätig gewesen. Neben der Einrichtung eines Stipendiums
für einen Offenburger Theologiestudenten und mehrerer Stiftungen
regelt das Testament auch die Zukunft seiner hiesigen Bibliothek:

,,Item zu mehrer fürderung diß werkes, so es angefangen und in das Werk
kommen ist, legir und ordne ich alle meine büecher, auch mappa, Charta,
kuglen (=Globen) (...) Es sollen dise büecher, teutsch oder latein, bunden
oder ungebunden, geschriben oder getruckt, all wegen bey diesem predigt-
ampt bleyben, sollen alle inventiert und deren zwen gemacht werden, den
einen soll ein ersamer rat und electores hinder inen haben, den andern der
predigcant. Und waß einem angenommnen und elegierten Studenten der zeit
seines Studiums dienstlich sein mag, dieselbige zeit under die händ geben,
soll auch hiemit cavieren und versprechen, dieselbige bücher nach ußgang
sines Studiums ungeschedigt den electoribus wider liefern und sollen die andern
behalten und verwart werden, biß einer in das predigtampt kombt. Alß
dann sollen sie all einem gelifert und under die hand gegeben werden, so
lang einer in dem predigtampt belybet. So aber einer das predigtampt nit

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