Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 503
(PDF, 143 MB)
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mehr versieht oder von tod abgangen, so sollen die electores dieselben bü-
cher wider inventieren und besichtigen, ob etwa mangel oder schadhaft erfunden
würd, so soll derselbig abgestanden oder abgestorben schuldig
werden, dasselbig mit dergleichen matery oder anderm, so dem predigt-
ampt dienstlich sein würd, erstatten nach erkanntnuß der electoren und waß
weiter zu diesem handel dieser büecher und anderer, so mit der zeit darzu
kommen möchten durch legaten oder schenken, die zu ufenthalten und
handhaben von nöten sein würd, will ich einem ersamen rat und electoribus
bevohlen haben und dasselbig zu ordnen nach dem allerbesten, so sy
mögen."7

Ersam wünschte also nicht nur ausdrücklich den Verbleib der Bibliothek in
Offenburg, sondern er bestimmte außerdem die Aufstellung einer Inventarliste
, eines Katalogs also, und die öffentliche Kontrolle der Bibliothek durch
den Rat der Stadt.8 Die Genauigkeit, die Vollständigkeit, mit der er das
weitere Schicksal seiner Bibliothek absichern wollte, spricht sehr für das
hohe Ansehen, das die Literatur bei ihm genoß.

Ein anderer Büchersammler, der Pfarrer an der Stadtkirche Lazarus Rapp,
wäre weiter zu nennen, von dem ebenfalls sicher ist, daß er eine Bibliothek
besessen hat; auch er hat testamentarisch Verfügungen getroffen, in seinem
Testament von 1617 steht:

„Dem Seminario zu Molsheim (Elsaß) legir ich meine nach dem Tod hin-
terlassene Bibliothek mit Bitt, daß Offenburgisch Stipendium unverbrüchlich
mit jeder zeit eines Offenburgischen jungen, so qualificirt und zu-
verderst, so man seinen vonnöthen, der Offenburgischen pfarrkirchen in
priesterlichem stand diene etc. zuehalten; doch behalt ich mir solcher bü-
cher dominium bey lebzeiten und damit zue disponiren, zu verändern und
auch darauß zu verschenken in alweg bevor."9

Ob die Bücher also in Molsheim angekommen sind oder nicht doch in Offenburg
blieben, wo sie zusammen mit den bereits vorhandenen die hier
beschriebene Humanistenbibliothek bildeten, ist vorerst noch eine offene
Frage.

Warum kam nun die Bibliothek 1880 ausgerechnet in die Schweiz, nach Engelberg
? Die Antwort ist einfach: Pater Benedikt Gottwald war Offenburger
. Er stammte aus dem alten Patriziergeschlecht der Gottwald, die noch
zu Beginn des 19. Jahrhunderts einen Schultheißen stellten. Ihr repräsentatives
Stadthaus, der ,,Gottwald-Hof' an der Ecke Kirchstraße—Hauptstraße,
wich erst in der Mitte dieses Jahrhunderts einem Kaufhausneubau.

Im März 1991 schrieb der Archivar des Klosters Engelberg, bezugnehmend
auf die Bibliothek, an den Verfasser:

,,Pater Benedikt, der unserem Stift zu hoher Ehre gereichte, war Stiftsbibliothekar
. Er kaufte die Bücher nicht auf seinen eigenen Namen, sondern

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