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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 508
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Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen:
Der stolze Melcher

Adolf Fettig

Grimmelshausen hat einen großen Teil des Dreißigjährigen Krieges miterlebt
. Sein Hauptwerk „Der Abenteuerliche Simplicissimus" und die sogenannten
„Simplicianischen Schriften" handeln von den schrecklichen
Ereignissen in diesem Krieg. Nach den furchtbaren Zerstörungen von deutschen
Dörfern und Städten, nach der Vernichtung einer riesigen Zahl von
Menschenleben durch das Kriegsgeschehen und durch Seuchen und Hungersnöte
wurde endlich der Westfälische Frieden geschlossen. Langsam
begann in Deutschland der Wiederaufbau. Grimmelshausen hatte diesen
Krieg überlebt und fand nach seiner Entlassung aus dem Militärdienst und
seinem Eintritt in das zivile Leben in der Ottenau eine zweite Heimat. Er
verheiratete sich in Offenburg und zog 1649 nach Oberkirch-Gaisbach. Hier
diente er den Freiherren von Schauenburg als Schaffner'und Verwalter.
Nach 11 Jahren machte er sich selbständig und eröffnete im gleichen Ort das
Gasthaus ,,Zum Silbernen Stern" (1660). Nach dreijähriger Tätigkeit als
Verwalter der in der Nachbarschaft liegenden Ullenburg übernahm er wieder
seine Wirtschaft im Gaisbach. Von 1667 bis zu seinem Tod 1676 war
er als Bürgermeister in Renchen eingesetzt. In der Zeit nach dem großen
Krieg entstanden die meisten seiner dichterischen Werke.

Die Ortenau hat sich von den Schrecken und Schäden des letzten Krieges
noch nicht erholt, da droht bereits wieder die Gefahr neuer kriegerischer
Auseinandersetzungen. Frankreich, aus dem Dreißigjährigen Krieg mit
starker Machterweiterung hervorgegangen, war bestrebt, seine Herrschaft
noch weiter auszudehnen. Es hatte durch den Westfälischen Frieden auf der
rechten Rheinseite die Festungen Breisach und Philippsburg gewonnen und
linksrheinisch den Sundgau und die Schirmherrschaft über 10 elsässische
Städte. Von dort aus konnte es jederzeit in die Oberrheinlande einfallen. Im
Jahr 1667 begann der französische Krieg gegen die Spanischen Niederlande
, der von Grimmelshausen ,,der Holland-Krieg" genannt wurde und zwei
Jahre dauerte. Am Oberrhein herrschte damals Kriegsgefahr, und es wurde
aufgerüstet. Selbst in deutschen Landen waren Werber unterwegs, um junge
Männer als Söldner für den französischen Kriegsdienst zu gewinnen; und
sie arbeiteten mit Erfolg. Als bischöflich-straßburgerischer Schultheiß erlebte
Grimmelshausen diese unruhigen Zeiten. Damals verfaßte er eine pazifistische
Schrift, die 1672 in Straßburg veröffentlicht wurde und den Titel
trug „Der stolze Melcher". Im Untertitel war ausgedrückt, daß das Werk

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