Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 511
(PDF, 143 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1991/0511
Dabei erhalten sie kärgliche Lebensmittelrationen, schlechten Sold und
mangelhafte gesundheitliche Betreuung. (S. 45, 2) ,,In summa"/sagte
Er /es scheinet als wann die Teutsche mit Fleiß darzu erkauft worden wären
/sie durch Feuer und Wasser / Hunger und Kranckheit: durch eigner und
des Feinds Waffen/ja gar ... an den Bäumen durch der Hencker Hände
auffzuopffern / damit nachgehends ihr Vatterland selbsten ... seinen Feinden
desto ehender zum Raub würde."

Der Schweizer Kamerad ist noch viel ungehaltener über den französischen
Söldnerdienst als der Savoyer. Er versichert, daß er sich auf keinen Fall
mehr von den Franzosen anwerben lassen werde, auch dann nicht, — (S.
45, 35) ,,wan man mir gleich 100 Dukaten auf die Hand: Und alle Monat
20 Reichstaler zum Monat Sold geben würde; ich wollte eher arbeiten, das
mir die Schwarte kracht / das mir die Händ so hart als Horn würden und das
Blut zu den Näglen herauß gieng; es sey dan das ich mein aigen Vatterland
beschüzen helffen müste." Er klagt weiter: (S. 46, 21) „hat man aber das
Glück, das man in der gleichen Occasione das Leben darvonbringt / so hat
solches so Tags so Nachts einen mühseeligen Kampff mit dem Hunger aus-
zustehn ... ist dann irgents einer der sich mit weniger Speyse betragen:
oder mit Roßfleisch behelfen und alles überwinden kann, so muß er doch
auch täglich gewärtig sein, daß er von andern durch Kranckheit angesteckt
und also seinen Todten Kameraden zugesellet werde, also das under hunder-
ten kaum einer widerumb heimkombt".

Grimmelshausens patriotische Absicht, vor den französischen Werbern und
dem Machtstreben der Franzosen und ihrem unheilvollen Einfluß auf die
Deutschen zu warnen, offenbart sich auch in dem Gespräch zwischen dem
Gutsherrn und dem Pfarrer. Es wird von ihnen getadelt, daß die Deutschen
so viele teuere französischen Waren kaufen und kostspielige Reisen nach
Frankreich unternehmen. Sie lassen sich von den Franzosen ,,vernarren"
und tragen dazu bei, daß Deutschland geschwächt wird. (S. 48, 5) Sie „werden
auch mit solcher mode uns da und dort zu zwacken/nit auffhö-
ren/wann wir die Augen nit besser auffthun, biß sie uns endtlich nach und
nach gar umb unser Freyheit: umb Haab und Gut: ja umb alles was Teutschland
groß und Rhumreich macht gebracht haben werden."

Grimmelshausen hat seine Abneigung gegen den Krieg und das Soldatenleben
bereits in seinem Hauptwerk ,,Simplicius Simplicissimus (1668) ausgesprochen
. Auch im „Seltsamen Springinsfeld" (1670) schildert er das
leidvolle Schicksal eines Kriegers unter dem Motto: „Junge Soldaten / alte
Bettler". Im „Rathstübel Plutonis" (1672) tadelt der in Person auftretende
Simplicius die damalige Vorliebe der Deutschen für französische Sitten,
Bauwerke, Waren und Kleidung sowie die Teilnahme an Kriegen. Wie
Grimmelshausen haben sich auch andere deutsche Dichter und Gelehrte gegen
die Übernahme französischen Wesens durch die Deutschen ausgespro-

511


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1991/0511