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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 539
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tungsgabe schenkt er den Bettelmönchen in Rom ebenso viel Aufmerksamkeit
wie den Bettelkindern von Neapel. Zu besonderen Erlebnissen anderer
Art zählt der Ritt auf den Vesuv, der ihm lebenslang in Erinnerung blieb,
führte er doch auf dem 1 1/2 m breiten Serpentinenweg zwischen einem
steilen Hang und einem mehrere hundert Meter tiefen Abgrund zur Höhe.
Auf seinem kleinen Pferd war er der Zweitletzte der Kavalkade, an deren
Ende ein vierzehnjähriger Italiener ging. Plötzlich stöhnte sein Hintermann,
er könne es nicht mehr aushalten und müsse absteigen. Da kein Trost half,
stieg Monsch ab und half dem mit unsäglicher Miene vom Pferdchen Steigenden
, der dann erlöst mit dem Jungen den Weg zurückging. Aber da stand
nun Monsch plötzlich einsam und verlassen, die Karawane war weitergezogen
. Zum Glück war das Pferd stehengeblieben, das er mühsam bestieg und
dessen Führung er sich in der gefährlichen Einsamkeit überließ, bis er nach
3/4 Stunden oben auf dem Berg wieder seine Reisegesellschaft sah.

Der Papst reicht ihm die Hand

Da war jene andere Erinnerung an die Episode in Rom bedeutend angenehmer
, als die meist aus Protestanten bestehende Gesellschaft zur Papstaudienz
zugelassen wurde. Man war sich wegen des strengen Protokolls etwas
unsicher und deshalb erleichtert, als in der Nacht noch ein kroatischer Pilgerzug
eintraf, so daß man der Sorge enthoben wurde. Als der Papst die
Reihen der Pilger entlangging und jedem die Hand zum Kuß seines großen
Fischerrings mit blauen Steinen bot, zog sich Monsch bescheiden in den
Hintergrund, ,,aber das freundliche Auge des Papstes erblickte ihn und er
reichte ihm über die Schultern der andern die Hand". Offenbar hatte er sich
in Rom, wo die sozialen Gegensätze am schärfsten in Erscheinung traten,
über die Arbeit der italienischen Sozialisten orientiert, da er schrieb: „Ein
Trost für den Menschenfreund ist die Beobachtung des Erwachens des Proletariats
; das heilige Feuer der Erkenntnis schüren und entflammen die Berufenen
, allen voran das sozialdemokratische Organ, der .Avanti'. Mögen
segensreiche Erfolge beschieden sein, damit das entsetzliche, erschütternde
Bild, daß im Garten Europas, in Italien, kleine Knaben und Mädchen dutzendweise
hungernd auf den Straßen schlafen müssen, zu den Unmöglichkeiten
gehöre."

Monsch, der zu den ersten Mitarbeitern der von Adolf Geck 1899 ins Leben
gerufenen Zeitschrift „D'r alt Offeburger" gehörte, 1906 zu den Mitbegründern
der Offenburger sozialistischen Zeitung „Das Volksblatt" zählte,
veröffentlichte seine Reiseschilderungen und sozialpolitischen Betrachtungen
„Aus dem Süden" ab dem 4. 3. 1905 in Fortsetzungen bis zum 13.5. im
Unterhaltungsblatt zum „Volksfreund", der auch schon die Berichte über
seine Reise nach Paris unter dem Titel „Kultur- und politische Bilder aus
dem ,wilden' Lande" in Fortsetzungen publiziert hatte.

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