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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
71. Jahresband.1991
Seite: 545
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ten und das Volk als Republik sich selbst regiere. Dieses Flammenzeichen
freiheitlichen Erwachens sei ein Menetekel für junkerliche Herrschsucht,
Rechtsversagung und Rechtsverzögerung durch die bestehenden Staatsgewalten
. Plötzlich, der Not gehorchend, verspreche ein Staatserlaß das elende
Wahlsystem in Preußen, den Forderungen des preußischen Volkes
nachgebend, zu verbessern, aber man werde sicherlich ganze Arbeit machen
müssen. Preußische und österreichische Minister und Diplomaten fänden
es nun diskutabel, über einen Frieden ohne Annexionen zu reden.
Monsch ging zwar darauf nicht näher ein, versah aber sein Manuskript
,,Ideen und Umrisse über ein künftiges freies internationales kommunistisches
Staatsgebilde" mit dem Vermerk: ,,Offenburg, am Tage der Friedensresolution
im d. Reichstag, 20. 7. 1917."16 Die Datierung muß nicht unbedingt
zutreffen, zumal die Friedensresolution bereits am 19. Juli im
Reichstag angenommen worden war.

, ,Der Geist, der sucht, der Geist, der baut, der Geist, der zeugt''

Seine Darlegungen mögen heute manche irritieren, die ihn nur als den
„Priester der Gemeinde" kennen17, als den Stadtrat, dem Offenburg so
viel verdankt, doch Zeitgenossen, die seine beißende Kritik an der Gesellschaftsordnung
kannten, wußten die Kraft jenes sozialistischen Humanismus
zu würdigen, der ihn sein Leben lang vorwärts trieb, vorwärts zu dem
Endziel, das er ganz im Sinne der Aufklärung kraft einer überzeugenden
politischen Agitationsarbeit auf demokratischem Wege zu erreichen hoffte.
Der Publizist Schubart, der wie kein anderer das Wesen von Monsch und
die Quelle seines ganzen Schaffens erfaßt hat, schrieb zu seinem 80. Geburtstag
im „Offenburger Tageblatt": „Georg Monsch hat keine Riesennatur
. Wer ihn sieht, wer ihn im Laufe der Jahrzehnte gesehen hat, der würde
nicht glauben, was sich in diesem unscheinbaren Körper an Kraft konzentrierte
und was an Kraft lebendig ausströmte. Das ist eben der Geist, der
hier am Werke ist, der Geist, der sucht, der Geist, der baut, der Geist, der
zeugt. Manche Enttäuschung, manche harte Prüfung ist über Georg
Monsch hereingebrochen. Wenn er nicht so fest überzeugt gewesen wäre,
überzeugt wäre auch heute noch von der Richtigkeit dessen, was er sieht
und will, er wäre zusammengeknackst, hätte den Kampf aufgegeben. Aber
sein klares Auge trog ihn nicht, und er glaubt den Bildern, die er geistig
schaut. In ihm lebt ein idealer Glaube, der ideale Glaube, daß trotz allem
die Menschen Brüder sind, sie sich erkennen sollen, und als solche miteinander
und füreinander zu wirken."

Einleitend wies Monsch daraufhin, daß sich die Völker seit Jahrtausenden
von einer kleinen Anzahl schlauer und selbstsüchtiger Menschen versklaven
, verdummen und ausbeuten ließen. Zwei erdachte Systeme, der Himmel
und das Vaterland, habe der „Oberschicht" Herrschermacht, Glanz,

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